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Pinke Monster

  • Autorenbild: Eliane Fischer
    Eliane Fischer
  • 31. Jan.
  • 3 Min. Lesezeit

Mit "Pinke Monster" von Claus Daniel Herrmann empfehle ich euch heute eine Graphic Novel für Jugendliche und Erwachsene, die Themen wie Queerness, Depression und Esoterik verbindet.


Pinke Monster - Claus Daniel Herrmann (Reprodukt 2024)

Claus Daniel Herrmann erzählt in seiner Graphic Novel "Pinke Monster" eine Coming-of-Age-Geschichte. Dabei hat der 14-jährige Protagonist Frank nicht nur mit seiner Schüchternheit, der Pubertät und dem Entdecken seiner sexuellen Orientierung zu kämpfen, sondern auch mit der Depression seines Vaters. Franks Mutter Sandra ist so verzweifelt, dass sie Thea, eine esoterische Heilerin, zu ihnen einlädt. Und anfangs scheint Theas Kampf gegen negative Energien mittels Kristallen etc. auch zu funktionieren. Nicht nur Vater Georg blüht auf, auch Frank selber fühlt sich gehört und gesehen. Er beginnt zu realisieren, dass er schwul ist und vertraut sich seiner Mutter an.


Doch als Thea Franks düstere Bilder von Monstern entdeckt, dreht der Wind und als sie von seiner Homosexualität erfährt und ihn zur Distanz zu seiner Familie drängt - angeblich zum Wohl seines Vaters! -, droht das ganze Familiengefüge auseinanderzubrechen und Frank ganz alleine dazustehen. Zum Glück erkennt seine Mutter, welche gefährlichen Mechanismen hier unter dem Deckmantel der Esoterik und Heilung wirken. Sie hält zu ihrem Sohn und ermöglicht ihnen beiden die Emanzipation. Diese findet sowohl auf Ebene der Identität als auch beruflich (die Mutter arbeitete in einem esoterischen Umfeld) statt.


Neben der Familiengeschichte bindet Claus Daniel Herrmann auch noch eine sanfte, queere Liebesgeschichte in die Handlung ein. Hier finde ich die Figur von Michael - Franks Schwarm - nicht ganz ausgereift und so ist sein Verhalten nicht immer ganz einsichtig. Eigentlich würde diese Leerstelle nach einem zweiten Band rufen. Insgesamt tut diese kleine Schwäche "Pinke Monster" keinen Abbruch und die Geschichte funktioniert im Grossen und Ganzen trotzdem, setzt einfach einen anderen Fokus.





Die Zeichnungen sind abgesehen von der pinken Knallfarbe ganz in Grautönen gehalten. Ich weiss nicht, ob hinter der Farbwahl mehr steckt, aber ich finde sie als gestalterisches Motiv sehr gut gelungen. Es erinnert an etwas, das die ganze Zeit da ist, aber nicht immer aktiv wahrgenommen wird, und auch nicht unbedingt als gut oder schlecht eingeordnet werden kann. Denn das Pink kommt zunächst als positive Energie daher, sei es nun bei Thea und den energetisch aufgeladenen Steinen oder in Bezug auf Franks Verliebtheit. "Voir la vie en rose" hat hier eindeutig zwei sehr unterschiedliche Seiten.


Die Monster, die Frank zeichnet, sehen zwar gruselig und düster aus, die wahren Monster kommen aber erst mit Thea und den negativen Aspekten ihrer esoterischen "Heilmethoden" bzw. Denkweisen ins Spiel. Ihr Auftritt mit pinkem Schal, pinken Nägeln und pinkem Auto mag erst harmlos, ja "kraftvoll-positiv" wirken. Doch ihre manipulative Art, ihre unwissenschaftlichen Ansätze und ihre homophobe Haltung sind das eigentliche Problem.


Fazit

"Pinke Monster" von Claus Daniel Herrmann verbindet eine Coming-of-Age- und Coming-out-Geschichte mit einer Familiengeschichte, die von der Depression des Vaters geprägt ist. Und eine Auseinandersetzung mit den problematischen Seiten der Esoterik. Eine grossartige, relativ textarme Graphic Novel für Jugendliche (und Erwachsene), die sich mit queeren Themen, Esoterik und/oder psychischer Gesundheit auseinandersetzen wollen.


Die Fakten

Claus Daniel Herrmann (Text + Illustration)

Reprodukt

208 Seiten

Erschienen am 11.11.2024

Taschenbuch

ISBN: 978-3-95640-441-2

Ab ca. 14 Jahren



PS: Herzlichen Dank an Reprodukt für das digitale Rezensionsexemplar. Die finale Printversion kann leicht abweichen.



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