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Moor Myrte und das Zaubergarn

Können Kinderbücher auch antikapitalistisch? Aber sicher! Wie das geht zeigt die neue Graphic Novel "Moor Myrte und das Zaubergarn" von Sid Sharp.



Einige von euch kennen Sid Sharp (they/them) vielleicht vom Vorgänger "Der Wolfspelz"*, der für den Deutschen Kinder- und Jugendbuchpreis 2024 nominiert war. Neben der Form der Graphic Novel greift Sid Sharp im Zweitling "Moor Myrte und das Zaubergarn"* auch das Setting des Waldes auf.


Am Rande der Stadt und damit gleichzeitig am Waldrand leben die ungleichen Schwestern Beatrice und Magnolia - und zahlreiche Spinnen - in einem heruntergekommenen Haus. Beatrice ist nett und fröhlich und hilfsbereit. Ihre Schwester Magnolia hingegen kalt, egoistisch und mürrisch.


Weil Magnolia im zugigen Haus immer kalt ist, will Beatrice für sie einen wärmenden Pullover stricken. Doch beim Versuch, im Wald schöne Schätze zu finden, die sie dann im Laden gegen Wolle tauschen könnte, gerät Beatrice mit Moor Myrte aneinander. Diese Riesenspinne wacht über den Wald und damit den sorgsamen Umgang mit der Natur und ihren Bewohner*innen.


Da Beatrice ihren Fehler einsieht und sich so kooperativ und altruistisch zeigt, beschenkt Moor Myrte sie mit ausreichend von ihrem Zaubergarn, dass Beatrice daraus einen Pullover stricken kann. Und das wird nicht nur ein Pullover, der tatsächlich wunderbar wärmt, sondern er ist auch quasi unkaputtbar.


Magnolia ist zwar froh über den Pullover, aber sie zeigt nicht etwa ihre Dankbarkeit, sondern wittert sogleich ein Geschäft und zwingt Beatrice und die Spinnen im Haus dazu, weitere Pullover herzustellen. Ja, sie hat klare Pläne für ein richtiges Zaubergarn-Pullover-Imperium. Dafür müssen alle anderen schuften bis zum Umfallen, während sie selbst in Saus und Braus lebt.


Der Aufstand der Spinnen

Doch da hat die Oberkapitalistin Magnolia die Rechnung ohne die Spinnen gemacht. Denn diese beginnen sich zu vereinigen und zur Wehr zu setzen. Wie die Geschichte weitergeht, verrate ich euch natürlich hier nicht im Detail, aber wie das in Märchen so ist, nimmt es auch in "Moor Myrte und das Zaubergarn" ein gutes Ende - na zumindest für die meisten. ;-)


Sid Sharp spricht mit ihrer Graphic Novel gekonnt verschiedene Problematiken unserer Gesellschaft an: So etwa den überbordenden Kapitalismus und damit verbunden die zunehmende Konzentration des Marktes (wie wir sie zum Beispiel auch beim grossen A sehen, bei Social Media-Plattformen oder in der Tech-Branche), die mangelnde Rücksicht auf die Natur, die Unterdrückung sozialer Bewegungen (wie Gewerkschaften) und die Folgen des Hyperkapitalismus auf die Gesellschaft und einzelne Individuen.


Das Schöne ist, dass sich am Ende das Gute durchsetzt. Beatrice scheint zwischendurch naiv und übertrieben optimistisch, aber tatsächlich gelingt es ihr, sich in Solidarität mit den Spinnen gegen die Alleinherrscherin Magnolia zu wehren und die Macht neu - sprich: sozial - zu verteilen. Natürlich spielt dabei auch Moor Myrte, als eine Art gute Wächterin der Natur eine entscheidende Rolle.



Sid Sharp kommt mit jeweils einem oder wenigen Panels pro Seite aus, hält die Illustrationen einfach und den Text knapp. Entsprechend geeignet ist die Graphic Novel auch für eher lesefaule Kinder. Es dominieren Grün-, Grau- und Brauntöne, durchbrochen vom knallroten Kleid von Beatrice. Zugegeben, die Geschichte klingt eher düster, aber trotz der ernsten Thematik und des schnell eskalierenden Plots, ist Sid Sharps Geschichte auch subtil humorvoll und lässt uns durchgehend ans Gute glauben.


Falls ihr im Unterricht mit dem Buch arbeiten möchtet, kann ich euch das Begleitmaterial für die 3. bis 5. Klasse empfehlen, das auf der Website von NordSüd zu finden ist (kostenloser Download). Hervorheben möchte ich auch, dass NordSüd die Übersetzerin Alexandra Rak auf dem Cover platziert hat. Eine wichtige Massnahme, um Übersetzer*innen zur verdienten Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu verhelfen. Ich kenne zwar in diesem Fall das englische Original nicht, aber an der deutschen Version habe ich keine sprachlichen Mängel ausmachen können.


Fazit

Wenn ihr eine Graphic Novel sucht, die gleichzeitig unterhaltsam und gesellschaftskritisch ist, liegt ihr mit "Moor Myrte und das Zaubergarn" von Sid Sharp genau richtig. Sie ist nicht nur ein Plädoyer gegen rücksichtslosen Kapitalismus und die Ausbeutung der Natur, sondern auch eine Hommage an Spinnen, Bücher und nette Menschen. Und zumindest von den letzten beiden Dingen können wir ja wohl alle nie genug kriegen!


Die Fakten

Sid Sharp (Text + Illustration

Alexandra Rak (Ãœbersetzung aus dem Englischen)

152 Seiten

Erschienen am 12.12.2025

Hardcover

ISBN: 978-3-314-10725-2

Ab 8 Jahren



PS: Herzlichen Dank an den NordSüd Verlag und an NetGalley für das digitale Rezensionsexemplar.



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