Kira und Kooki. Auf den Spuren des Energiekristalls
Habt ihr Lust auf eine Zeitreise? Und darauf, mehr über Schweizer Frauen zu erfahren, die Geschichte schrieben? Dann kann ich euch den Comic von "Kira und Kooki. Auf den Spuren des Energiekristalls" von Mireille Lachausse und Laura Simon nur herzlich empfehlen.
Das Comic-Buch "Kira und Kooki. Auf den Spuren des Energiekristalls" basiert auf der gleichnamigen Comic-Serie, die jeweils im KALEIO, dem Magazin für Mädchen (und den Rest der Welt), erscheint. Zu den ersten 12 Folgen des Comics kommen im Buch eine Bonus-Episode und ein spannendes Interview mit Historikerin Nadine Brügger hinzu. Das Buch wurde dank einer Crowdfunding-Kampagne möglich, die auch ich unterstützt habe. Mehr über das Magazin (das zu Beginn noch Kosmos hiess) erfahrt ihr in einem älteren Beitrag.
Frauen, die Geschichte schrieben
Wenn wir uns an unsere Schulzeit zurückerinnern, wird es uns wohl allen ähnlich gehen: Frauen glänzten in den Geschichtsbüchern oft durch Abwesenheit. Das war allerdings nicht selbstverschuldet und liegt auch nicht daran, dass Frauen nichts Geschichtsträchtiges getan oder erlebt hätten (siehe meine Tipps unten). Es wurde und wird aber weniger darüber geschrieben oder ihre Erlebnisse dem Bereich des Banalen zugeordnet. Ihr kennt die patriarchalen Mechanismen, die da - und auch in der Literatur - wirken, was das Leben und Wirken von Frauen angeht.
Umso wichtiger ist es, mit Büchern in einige dieser bisher kaum beleuchteten Leben einzutauchen und hier bietet der Comic-Band "Kira und Kooki. Auf den Spuren des Energiekristalls" von Mireille Lachausse und Laura Simon eine äusserst spannende Gelegenheit. Mit dem Schwarzen Mädchen Kira aus Biel und der künstlichen Intelligenz Kooki reisen wir durch die Jahrhunderte und entdecken so manche Schweizerin, die einen Platz im Geschichtsbuch verdient hätte. Von einigen wie Katharina von Wattenwyl oder Marie Heim-Vögtlin habe ich schon gehört, andere wie Elisabeth Baulacre, Tilo Frey oder Annemarie Schwarzenbach waren mir vollkommen neu oder ich kannte nicht mehr als den Namen.
Die einzelnen Episoden sind geschickt verwoben zu einem Handlungsbogen über den ganzen Comic hinweg. Kiras Mutter, Physikerin und Erfinderin von Kooki, ist nämlich selbst irgendwo in der Vergangenheit stecken geblieben. Aufgabe von Kira und Kooki ist es nun, sie wiederzufinden und in die Gegenwart zurückzuholen. Bei der Suche nach der Mutter sind ihnen herausragende Frauen aus der Vergangenheit (oder teils auch ihre Mitmenschen) behilflich. Und so reisen wir in ganz unterschiedliche Zeiten und an unterschiedliche Orte: ins Wallis zur Zeit des Römischen Reiches (2. Jahrhundert), in die Waadt und nach Genf im 17. Jahrhundert, an die Schlacht von Waterloo in Belgien (1815), nach Zürich, in die Bündner Berge, ins Tessin, nach Neuenburg im 20. Jahrhundert und zurück in die Gegenwart im zweisprachigen Biel.
Verschiedene Facetten der Vielfalt
Den erzählenden Comic-Episoden folgt jeweils ein Kurzportrait der geschichtsträchtigen Frauen: Sie waren Autorin, Ärztin, Wohltäterin, Politikerin, Kämpferin, Fotografin, Gastarbeiterin oder Unternehmerin. Diese Portraits kommen mal als Interview daher, mal wie ein Steckbrief oder ein Eintrag in ein Freundschaftsbuch. Neben den Frauenportraits geht es auch um den Kaiserkult und die Schule im antiken Rom, um Gastarbeiter*innen (sogenannte Saisonniers) in der Schweiz, das Zeitreisen und das Internationale Rote Kreuz.
Die Vielfalt kommt neben den ganz unterschiedlichen Frauen (darunter auch queere und Schwarze) und Epochen auch über Kira als Schwarze Heldin (mit weisser Mutter und Schwarzem Vater) zum Tragen. Mireille Lachausse hat die Comics wunderschön und detailreich gezeichnet und in wechselnden Farben monochrom koloriert. Die Panels sind klassisch mit vielen Sprechblasen und onomatopoetischen Ausdrücken und die Handlung wird schnell vorangetrieben.
Schön ist ausserdem, dass Goethe für einmal nur zu einem Gastauftritt kommt! ;-)
Fazit
Mit "Kira und Kooki. Auf den Spuren des Energiekristalls" von Mireille Lachausse und Laura Simon erleben wir ein spannendes Comic-Abenteuer und lernen auch noch viel über besondere Frauen der Schweizer Geschichte. Die Lektüre macht richtig Lust, weiter in die Leben dieser und weiterer Frauen einzutauchen, die in den Geschichtsbüchern oft vergessen gehen. Eine tolle Mischung aus erzählendem und Sachbuch-Comic aus feministischer Perspektive!
Die Fakten
Mireille Lachausse (Text + Illustration)
Laura Simon (Text)
Martina Polek (Übersetzung aus dem Französischen)
Kaleio
92 Seiten
Erschienen am 02.06.2023
Softcover
ISBN: 978-3-9525835-0-0
Ab 8 Jahren
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Podcast-Tipp: HerStory - Frauen und Queers in die Geschichtsbücher
Jasmin Lörchner, freie Journalistin, erzählt in ihrem Podcast HerStory alle zwei Wochen eine neue Geschichte über Frauen und Queers, die die Aufnahme in die Geschichtsbücher verdient hätten. Zuletzt erschienen die Folgen zu Malerin Tamara von Lempicka, zur Botanikerin Jeanne Baret und zur Mathematikerin Emmy Noether.
Mittlerweile gibt es sogar ein Buch zum Podcast: In "Nicht nur Heldinnen, 20 Frauen, die Geschichte schrieben" erzählt Jasmin Lörchner von ägyptischen Herrscherinnen, chinesischen Piratinnen, deutschen Juristinnen und vielen weiteren beeindruckenden Frauen aus aller Welt.
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