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A Long Walk to Water

Im Sudan herrscht Krieg. Im Sudan herrschte auch 2008 schon Krieg. Und im Sudan herrschte 1985 Krieg. Linda Sue Park nimmt sich diesem kriegsgebeutelten Land in ihrem Roman "A Long Walk to Water" für Early Teens aus Perspektive zweier sudanesischer Kinder an.


A Long Walk to Water - Lina Sue Park (Clarion Books 2011)

Über den Jahrzehnte andauernden Krieg im Sudan lesen wir relativ wenig. Selbst jetzt, wo er wieder sehr virulent ist, Millionen Menschen hungern und die USA auch noch ihre Hilfe über USAID eingestellt haben. Das mag einerseits an der Distanz zu Europa und den USA liegen (vgl. Deutschlandfunk, 03.01.2025). Andererseits ist aber auch generell zu beobachten, dass gewaltsame Konflikte im globalen Süden weniger Beachtung finden in den europäischen und genauso in den US-amerikanischen Medien.


Linda Sue Park hat sich den viel zu selten erzählten Geschichten (bzw. echten Schicksalen) von Kindern im Sudan angenommen. "A Long Walk to Water" (auf Deutsch unter dem Titel "Der lange Weg zum Wasser" erschienen, leider vergriffen) basiert auf der wahren Geschichte von Salva Dut, der als Jugendlicher in die USA kam und den Linda Sue Park persönlich kennenlernte und in die Erarbeitung ihres Jugendromans einbezog.


Die Autorin erzählt in zwei Erzählsträngen: Im einen folgt sie dem Leben des elfjährigen Salva im Jahr 1985. Im anderen begleitet sie die ebenfalls elfjährige Nya im Jahr 2008 auf dem titelgebenden weiten Weg zum Wasser. Sie muss täglich zweimal den langen Weg zum nächsten Teich zurücklegen, um ihre Familie mit - verschmutztem - Wasser zu versorgen. In die Schule darf sie als Mädchen nicht.


Gut zwanzig Jahre davor besucht Salva im Südsudan die 2. Klasse. Er hofft sehr, noch länger hingehen zu können. Doch dann erreicht der Krieg, der im Norden des Landes schon seit zwei Jahren tobt, auch auf den Süden. Als Salvas Dorf angegriffen wird, wird er von seiner Familie getrennt und muss sich mit ihm zumeist völlig Fremden auf die Flucht begeben. Sie werden von Rebellen aufgegriffen und müssen diesen fortan helfen, Material tragen etc. Irgendwann trifft die Gruppe unterwegs auf einen Onkel von Salva, der ihn fortan beschützt.


Die Flucht von der Flucht

Salva und seine Gruppe flüchten in Richtung Äthiopien. Ein langer, beschwerlicher Weg über den Nil und durch die Wüste. Unterwegs sterben zahlreiche Gefährt*innen von Salva aus unterschiedlichen Gründen. Salva schafft es schliesslich in ein Flüchtlingscamp in Äthiopien. Aber selbst da sind sie weiterhin Gewalt und Krankheiten ausgesetzt. Schliesslich werden sie mit Waffengewalt aus dem Camp vertrieben und Salva und eine Gruppe anderer Jungen begibt sich erneut auf einen langen Marsch. Sie schaffen es tatsächlich nach Kenia. Und nach Jahren auf der Flucht und in Flüchtlingslagern erhält Salva die Gelegenheit, in die USA auszureisen.


Immer wieder wechselt Linda Sue Park zu Nya und dem beschwerlichen Leben ihrer Familie. Doch eines Tages wendet sich das Blatt zum Positiven und die beiden Erzählstränge finden zusammen. Wie genau, sei an dieser Stelle nicht verraten, dafür müsst ihr das Buch selber lesen.


Bewegendes Jugendbuch mit viel Redebedarf

Der Verlag empfiehlt das Buch ab 10 Jahren. Dem würde ich nur zustimmen, wenn das Buch begleitet gelesen wird, zum Beispiel als Klassenlektüre. Denn es ist so tragisch wie das echte Leben im Sudan und entsprechend nicht frei von krasser Gewalt und Tod. Es gibt also sicher viel Bedarf, über die Geschehnisse zu sprechen, um diese einordnen und verarbeiten zu können.


Das Ende und das Nachwort haben teilweise etwas "White savior"-Vibes, obwohl die Autorin selbst ja nicht weiss ist und Salva Duts Erfahrungen direkt in den Roman eingeflossen sind. Das kommt wohl daher, dass die USA und Salvas dortige Pflegefamilie nur als Retter in der Not dargestellt werden. Dass zahlreiche Kinder, wie Salva auch, die in die USA geholt wurden, durchaus noch Eltern im Sudan haben oder hatten, wird zwar tangiert, aber nicht kritisch thematisiert. Angesichts der Zielgruppe von Early Teens ist es nicht weiter erstaunlich, dass hier Problematiken von internationaler "Entwicklungshilfe" sowie der Umgang mit Flüchtlingen generell nicht ausgearbeitet werden, aber kritisch anmerken möchte ich es trotzdem.


Es gibt übrigens auch einen Bilderbuch-Spin-off mit Nya's Geschichte im Fokus "Nya's Long Walk", illustriert von Brian Pinkney.


Fazit

"A Long Walk to Water" von Linda Sue Park gewährt einen bewegenden Einblick in die Folgen von Krieg und Zerstörung im Sudan. Das Buch ist umso erschütternder, weil der Krieg im Land weiterhin tobt und die Weltgemeinschaft grösstenteils weiterhin wegschaut.


Die Fakten (Englische Ausgabe)

Linda Sue Park

Clarion Books

128 Seiten

Erschienen am 04.10.2011

Hardcover

ISBN: 978-0-547-57731-9

Ab 10-12 Jahren




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