Für schräge Vögel und Künstlerinnen
Oma Kuckuck hat einen Vogel und das nicht nur im wörtlichen Sinne, denn sie leidet an Demenz. Frauke Angel und Stephanie Brittnacher gehen das schwere Thema im Bilderbuch "Oma Kuckuck" feinfühlig und aus kindlicher Perspektive an.
Von solchen und solchen Vögeln
Die Ich-Erzählerin, ein junges Mädchen, verbringt gerne Zeit mit ihrer Oma. Sie nennt sie "Oma Kuckuck", weil die Oma einen Kuckuck hat, der stündlich aus der Kuckucksuhr kommt. Dass der Einstiegssatz, nicht nur auf den Vogel in der Schwarzwälder Uhr zu beziehen ist, wird nach und nach klar.
"Seit ich denken kann, hat meine Oma einen Vogel."
Die Sonntage mit Oma bringen viel Spass, weil die beiden immer neue Vanillesuppenrezepte kreieren, Muckefuck nach Geheimrezept schlürfen und langweilige Memory-Spiele in fantastische Erzählstunden verwandeln. Hauptsache, keine Regeln, Hauptsache, nicht langweilig!
Wenn die Geschichten ausgehen
Doch heute wollen der Oma keine Geschichten einfallen und dann schlägt die Kuckucksuhr auch schon 5 Uhr und die Mama kommt. Die Oma erkennt aber die Mama nicht und wird richtig böse. Beim Versuch, den Kuckuck zu befreien, gerät die Oma dann total ausser sich, weil dieser nicht fliegen möchte, sondern sich nur auf den Boden legt. Und gleichzeitig kocht auch noch die Vanillesuppe auf dem Herd über.
Da wird der Mutter klar, dass die Oma nicht mehr alleine zuhause leben kann. Oma Kuckuck muss in ein Heim. Und das, obwohl ihr die Mama versprochen hatte, dass sie sie nie ins Heim bringen würde. Zum Glück hat die Enkelin eine geniale Idee, wie sie der Oma den Umzug erleichtern kann. Wie sie das hinkriegt müsst ihr selber in "Oma Kuckuck" nachlesen!
Feinfühlig und wertfrei
Frauke Angel präsentiert mit "Oma Kuckuck" einmal mehr ein schwieriges Thema mit bewundernswerter Leichtigkeit. Ja, sogar mit tröstendem Witz. Die Enkelin nimmt die Krankheit der Oma aus Kindersicht, ganz ohne zu werten an. Das Regellose gefällt ihr ja sogar. Das ist mal was anderes als zuhause: lustig, fantasievoll und auch mal etwas abgedreht. Während die Erwachsenen stark mit dem notwendigen Schritt ins Altersheim hadern, sieht die Enkelin das Positive und holt die Oma da ab, wo sie in ihrer ganz eigenen Welt gerade ist.
Collagenartige Bilder, die Emotionen transportieren
Ich muss sagen, Stephanie Brittnachers Illustrationen gefallen mir auf den ersten Blick nicht besonders. Was mir aber gefällt, sind die collagenartigen Elemente. Auch ihr Umgang mit "Licht" ist eindrücklich, das schafft Atmosphäre und sie schafft es, die Emotionen der Familienmitglieder zu transportieren. Schaut euch mal die Augen ganz genau an. Ich finde, sie strahlen eine ganz besondere Wärme aus.
Fazit
Mit dem Bilderbuch "Oma Kuckuck" geht Frauke Angel das Thema Demenz ganz behutsam an und ohne es direkt anzusprechen. Nicht alle Kinder ab 5 Jahren, werden verstehen, was hier vor sich geht, weshalb die Oma nun ins Heim muss. Aber wenn der Bezug durch einen Fall in der eigenen Familie schon da ist, kann "Oma Kuckuck" Trost spenden und im Idealfall zu einem gelasseneren Umgang mit der Situation führen. Ein sehr empfehlenswertes Buch für alle, die mit Demenz in Berührung kommen, auch für uns Erwachsene!
Die Fakten
Frauke Angel (Text)
Stephanie Brittnacher (Illustration)
Edition Pastorplatz
34 Seiten
Erschienen im August 2020
Hardcover
ISBN: 978-3-943833-39-3
PS: Herzlichen Dank an Edition Pastorplatz für das Rezensionsexemplar.
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