Einfach kompliziert - die Welt von Yeshi
Was, wenn plötzlich alles anders ist? So ergeht es Yeshi im Kinderroman "Einfach Yeshi" von Gabriela Kasperski. Ob die Geschichte übers Anderssein, Adoption und Rassismus überzeugt, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Wenn plötzlich nichts mehr ist, wie es mal war
"Vor den grossen Sommerferien war noch alles in Ordnung. Wir haben auf dem Land gelebt. Dort sind die Häuser vanilleweiss, die Fensterläden sommerblau, die Dächer feuerrot. Unsere Wohnung war ziemlich gross und im Garten gab es ein Baumhaus ganz für mich allein." (S. 9)
Und so gefällt der neunjährigen Yeshi das Leben ganz gut. Sie hat Freunde, ihre Herzmama und ihren Herzpapa und ihre Ponys aus alten Socken. Yeshi stammt nämlich aus Äthiopien und wurde von ihrer Mama und ihrem Papa abotiert, oder heisst es adoptiert? Doch auf einmal wird alles anders: Ihre Eltern trennen sich, ihr Vater geht für ein Jahr nach London und zu allem Übel muss Yeshi mit ihrer Mutter auch noch in die Stadt ziehen!
Damit nicht genug! An Mamas Seite taucht auch noch der total unsympathische Zahnfletsch-Gian auf und in der Schule gerät Yeshi mit der fiesen Doro aneinander. Nur mit der Freundschaft zu Lian könnte es etwas werden - wenn er bloss nicht so viel Programm und eine so strenge Mutter hätte!
Sympathisch wilde Ich-Erzählerin
Die Schweizer Autorin Gabriela Kasperski - sie schreibt sonst Krimis und Romane für Erwachsene - wirft uns mitten rein in das turbulente Leben von Yeshi, die ihre Geschichte gleich selbst aus der Ich-Perspektive erzählt. Und sie erzählt so, wie es in ihrem Kopf denkt: wild, rasant, unmittelbar, direkt, emotional und mit kreativen Wortschöpfungen.
Himmelsblitzunddonnernochmal!
Auch wenn die Autorin es für meinen Geschmack etwas übertreibt, schätze ich ihren kreativen Umgang mit Wörtern - wie glitzerluftige Superidee oder steinfelsbetonhart. Er vermittelt den lesenden Kindern Freude an der Sprache und nimmt den Druck von ihnen, mit acht Jahren schon alles verstehen zu müssen. Das Buch enthält durchaus einige Begriffe, die die jungen Leser*innen noch nicht kennen oder noch nicht aktiv anwenden können. Aber das ist gar nicht schlimm, denn Yeshi geht es genauso: von abotiert, über Konzertation, bis zu freibillig steht auch Yeshi mit so manchem Wort auf Kriegsfuss.
Komplexe Themen kindgerecht erzählt
So richtig in Fahrt kommt die Geschichte, als Yeshi sich im Schwimmbad mit einer Flüchtlingsfamilie anfreundet und sie kurzerhand - ohne ihre Mutter zu informieren - ins Asylantenheim begleitet. Auf ihrer abenteuerlichen Reise spielen nicht nur pfefferminzgrüne Turnschuhe eine wichtige Rolle, sondern auch Lian und die fiese Doro, eine nette Verkäuferin, ein freiheitsliebender Mops und ein Tätowierer.
Gekonnt spricht Gabriela Kasperski in ihrem Kinderroman Themen wie Adoption, Rassismus, Krankheit, Vielfalt, Familie, Scheidung, Flucht, Freundschaft und den Alltag (z.B. in der Schule) aus kindlicher Perspektive an. So vermittelt sie neben einer spannenden Geschichte auch, wie wichtig Toleranz ist.
Fazit
"Einfach Yeshi" von Gabriela Kasperski ist ein kunterbunter, spannender, auch mal trauriger, dann wieder luftig-leichter, fröhlicher Kinderroman über ein sympathisch eigenwilliges Mädchen und seine nicht ganz alltäglichen Herausforderungen zwischen Familie, Freunden, Schule und pfefferminzgrünen Turnschuhen. Der persönliche Bezug der Autorin zum Thema Adoption ist deutlich zu spüren und verleiht den geschilderten Begebenheiten viel Glaubwürdigkeit und Emotionalität (so, das waren nun genug Fremdwörter ;-)). Ich kann "Einfach Yeshi" allen geübten Leser*innen ab 8 Jahren und ihren Eltern von Herzen empfehlen!
Und das Beste zum Schluss: Der Abschlussabschnitt des Buches macht Hoffnung auf eine baldige Fortsetzung!
Die Fakten
Gabriela Kasperski
Arisverlag
160 Seiten
Erschienen am: 19.08.2019
ISBN: 978-3-907238-00-4
Ab 8 Jahren
PS: Herzlichen Dank an den Arisverlag für das Rezensions- und das Verlosungsexemplar von "Einfach Yeshi".
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