Bücher, Liebe, Wien
So eine Reise nach Wien will gut vorbereitet sein. Literarisch natürlich. Ich habe mir passend zu Reiseziel und Jahreszeit Petra Hartliebs "Wenn es Frühling wird in Wien" ausgesucht. Wie es mir gefallen hat? Lest selbst!
Wien zu Zeiten Arthur Schnitzlers
Petra Hartlieb (ihr kennt sie bestimmt von "Meine wundervolle Buchhandlung") nimmt uns in diesem Roman mit ins Wien des Jahres 1912. Zu dieser Zeit lebte in Wien der berühmte Schriftsteller Arthur Schnitzler - vielen aus Schulzeiten bestens bekannt durch "Fräulein Else". Bei ebendiesem Herrn Schnitzler arbeitet im Buch die fiktive Marie als Kindermädchen. Die junge Frau ist vom Hof ihrer Eltern in Oberösterreich geflohen und sucht nun ihr Glück in der Hauptstadt. Nicht nur in Bezug auf ihre neue Anstellung in gutem Hause mit zwei süssen Kindern und einer netten Köchin scheint Marie eine Glückssträhne zu haben. Sie trifft auch noch auf den Buchhändler Oskar und verliebt sich Hals über Kopf. Doch ob diese Liebe zweier Mittellosen wirklich eine Zukunft hat? Das erfahrt ihr in "Wenn es Frühling wird in Wien".
Zurück in die Vorkriegszeit
Die österreichische Autorin verwebt die fiktive Liebesgeschichte zwischen Marie und Oskar geschickt mit historischen Ereignissen (wie dem Untergang der Titanic), historischen Persönlichkeiten (wie dem genannten Arthur Schnitzler) und historischen Gegebenheiten der Belle Époque. So erfahren wir nicht nur etwas über die Lebensweise gut situierter Schriftsteller, sondern auch über das grosse Gefälle zwischen Arm und Reich und den Kampf der weniger Begüterten um eine gesicherte Existenz. Wir kriegen am Rande mit, wie hart es damals Frauen traf, die ungewollt schwanger wurden oder wie schwierig es war, als Frau ein Unternehmen zu führen - erst recht, wenn diese Frau auch noch Frauen liebte. Und gleichzeitig werfen wir einen scheuen Blick in die gehobene Gesellschaft, die sich im k. k. Hofburgtheater Schnitzlers Werke anschaut oder im k. k. Hof-Operntheater den Arien berühmter Opernsänger lauscht, um sich danach im Hotel Sacher einen Absacker zu gönnen.
Historisch verankert
Dem Nachwort entnehmen wir, dass Petra Hartlieb für den historischen Rahmen ihres Romans ausführlich recherchiert hat. Alte Zeitschriften, Theaterprogramme, Kritiken, Werbeanzeigen und mehr dienten ihr als Quellen und Inspiration. Und der Clou? Die Buchhandlung von Friedrich Stock - Oskars Chef - an der Währinger Strasse 122 gab es wirklich. Oder besser gesagt: Es gibt sie noch! Heute befindet sich in den Räumlichkeiten die Buchhandlung Hartliebs Bücher. Wie Petra Hartlieb und ihr Mann 2004 zur Buchhandlung kamen, erfahrt ihr im eingangs erwähnten Buch "Meine wundervolle Buchhandlung".
Fazit
Mögt ihr Romane, die Fiktion und historische Fakten mischen? Und lest ihr gerne Geschichten darüber, wie Frauen in früheren Zeiten lebten und kämpften - um ihre Existenz, ihre Liebe, ihre Rechte? Dann kann ich euch Petra Hartliebs "Wenn es Frühling wird in Wien" wärmstens empfehlen. Der flüssig geschriebene Roman erzählt nicht bloss eine Liebesgeschichte, sondern ist auch eine Liebeserklärung an - wie könnte es bei Petra Hartlieb anders sein - Bücher und das Lesen.
PS: Und wisst ihr das Beste? Im Mai geht es weiter mit Marie. Dann erscheint nämlich der Folgeband "Sommer in Wien"!
Die Fakten
Petra Hartlieb
Dumont
176 Seiten
Erschienen am 19.02.2018
ISBN: 978-3-8321-9848-0
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