Helvetia Vegetaria – vegetarische Rezepte aus der Schweiz
Ich bin nicht gerade bekannt als gute Köchin, deshalb habe ich mir für die Besprechung des wunderbaren Kochbuchs "Helvetia Vegetaria" aus dem AT Verlag Hilfe von einem Profi geholt: Moana vom Mama- und Foodblog Miss Broccoli nimmt euch in diesem Gastbeitrag mit auf eine kulinarische Reise durch die Schweiz.
Ich liebe es, in Kochbüchern zu schmökern und neue Ideen zu sammeln. Es kommen immer wieder neue, schöne Bücher auf den Markt und mein Büchergestell wird voller und voller, mit Ideen aus der asiatischen, der veganen, der Gemüseküche. Was mir aber noch fehlte, ist die traditionelle Schweizer Küche. Und da wir zu Hause ja vegetarisch kochen, kam dieses Kochbuch wie gerufen: traditionelle Rezepte aus der Schweiz, vegetarisch interpretiert.
Altbekannte und vergessene Rezepte – eine Reise durch die Schweizer Küche
Das Kochbuch Helvetia Vegetaria ist sehr wertig und schön aufgemacht, mit einem gebundenen Umschlag, einem Lesebändchen und schönen Zeichnungen und Fotos.
Das Buch ist 2017 im AT Verlag erschienen und nimmt traditionelle Schweizer Gerichte aus allen Regionen auf. Die vier Autoren – alle mit grosser Erfahrung im Schreiben von Kochbüchern – haben daraus eine Sammlung vegetarischer Rezepte kreiert, die alle sehr lecker tönen. Das Buch zeigt einmal mehr, dass vegetarisch alltagstauglich ist und dass die Schweiz eine Vielfalt an Rezepten, teilweise mit Jahrhunderte alter Tradition zu bieten hat. Das Buch nimmt die Leser auf eine Reise durch die Schweiz und gibt Einblicke in uralte Traditionen. Ich habe drei einfache Rezepte – die zudem kindertauglich sind, denn mein 2-jähriger Sohn isst mit – nachgekocht und gebe euch einen Einblick in das Buch.
„Schnitz und Drunder“ – das traditionelle Rezept verbindet süss mit salzig.
Vielfalt Schweiz: Von der Westschweiz bis in den Osten
Die kulinarische Reise beginnt in der Westschweiz mit dem sehr unbekannten "Kardy-Gratin" (dieses Gemüse ist aber dann auch wirklich nur dort erhältlich) oder einer "Cholera". Dieser Walliser Kuchen aus Lauch, Kartoffeln, Käse und Äpfeln ist wirklich ein Traditionsgericht.
Die Nordwestschweiz und das Schweizer Mittelland: viele Klassiker
Vom Mittelland bis in die Nordwestschweiz treffen wir auf die bekannten "Basler Mehlsuppe", die "Basler Leckerli", eine "Emmentaler Kartoffelsuppe", eine klassische "Berner Rösti" oder ein "Schnitz und Drunder" (ja das heisst so, wer kennt’s?).
Linsensuppe aus dem Schweizer Mittelland
Bei den süssen Speisen (die schliesslich jede Region zu bieten hat) wartet das Buch mit den "Meringues" aus dem Emmental oder dem Restenverwertungsrezept "Fotzelschnitten" auf. Auch die bekannte "Aargauer Rüeblitorte" darf natürlich nicht fehlen.
Aargauer Rüeblitorte: Der süsse Klassiker mit Karotten.
Zentralschweiz bis Zürich: viel Süsses
Es folgt die Zentralschweiz mit einigen weniger bekannten salzigen Speisen, einer "Süssmostcreme" oder einem "Birnenweggenkuchen". Und das bekannteste Dessert dieser Region ist natürlich die "Zuger Kirschtorte".
Süssmostcreme: süss, sauer, lecker.
Im Osten – auch Mostindien genannt – geht’s mit Äpfeln und Käse weiter
Und nun sind wir im Osten angekommen. Die Ostschweiz liefert spannende Rezepte und Geschichten. Lustig sind oft auch die Namen, in dem jeweiligen Dialekt geschrieben: Appenzeller "Gsöödsoppe" oder "Schaffhauser Bölletünne" (wer errät die Zutaten?). Noch interessanter ist die "Binätschtünne" (Spinatwähe). Diese werde ich baldmöglichst mal nachkochen. Auch hier gibt es natürlich die "Appenzeller Rösti" und meinen Lieblings-Mais für Polenta: einen "Gerösteten Ribel". Lecker tönt auch das "Thurgauer Apfelbrot" oder der "Mandelfisch".
Ribelmais, klassisch mit Apfelmus zubereitet.
Im Südosten geht es Richtung Berge: Käse und Nüsse
Hier sind wir in der Region Graubünden, Uri, Glarus und Ob- und Nidwalden. Vegetarische "Capuns" und "Pizzoccheri" dürfen natürlich nicht fehlen (Mmmmmmh!), gut tönen auch die "Ziigermindeschträ" (Zigersuppe) oder die "Älplermagroonä" und die "Samnauner Käseknödel". Und eine "Engadiner Nusstorte" ist eines der besten Süssgebäcke aus der Schweiz – meiner Ansicht nach.
Pizzocheri di Poschiavo, die Bündner Spezialität.
Das Tessin mit italienischem Flair macht den Abschluss
Und zuletzt befinden wir uns auf dem kulinarisch-historischen Weg durch die Schweiz im Tessin und den Bündner Südtälern. Eine Nuss- oder Brotsuppe, schwarze Polenta oder "Buchweizenspätzli" stehen hier auf dem Programm. Zum Dessert werden "Wein-Pfirsiche" oder ein "Kastanienfladen" serviert.
Fotzelschnitten – oder arme Ritter – schmecken Gross und Klein.
Das Fazit: Eine Empfehlung auch für Nicht-Vegetarier
Das Kochbuch ist eine spannende Reise durch die Schweiz, die verschiedenen Regionen und die Geschichte der jeweiligen Kantone werden schön dargestellt. Einige Gerichte kennt man, diverse hingegen gar nicht. Es sind alte, teilweise vergessene Rezepte unserer Vorfahren. Spannend tönt fast alles und aufwändig sind die wenigsten Rezepte. Nicht immer hat es ein Bild vom Gericht, was mich persönlich etwas stört. Was mir zu den Rezepten noch auffällt: Früher waren viele Gerichte, die heute "Kultstatus" erreicht haben, ein Restenverwertungsessen. Das gefällt mir, genauso wie die Einfachheit gewisser Gerichte. Schön ist auch, dass das Fleisch oder der Fisch nirgendwo zu fehlen scheinen. Deshalb empfehle ich das Kochbuch auch allen, die gerne Fleisch essen und natürlich allen Vegetariern und Veganern, die nicht in die Ferne schauen, sondern die Schweizer Küche lieben.
Die Fakten
Helvetia Vegetaria
Carlo Bernasconi
AT Verlag
264 Seiten
Erschienen 2017
ISBN: 978-3-03800-928-3
Über Miss Broccoli
Miss Broccoli ist ein Mama- und Foodblog für die ganze Familie. Neben der Rubrik Mamablog, der vom (immer öfter nachhaltigen) Alltag zwischen Arbeit, Kind, Haus & Garten handelt, dreht sich alles ums Kochen und Essen.
Moana von Miss Broccoli ist ein Foodie und liebt Gemüse, gutes Essen und die kleinen schönen Dinge im Leben. Sie arbeitet seit mehreren Jahren in der Gemüsebranche und ist somit an der Quelle dieses spannenden Nahrungsmittels, welches auch die Hauptrolle in ihren Rezepten spielt. Auf ihrem Blog finden sich neben Mamathemen viele Rezepte vom ersten Babybrei bis zu gesunden kleinkindergerechten Familienrezepten.
Alle Rezepte sind saisonal, vegetarisch (teilweise vegan), einfach und sehr schnell zubereitet. Optimal also für alle Mamas mit wenig Zeit, die gerne gesund kochen. Hinzu kommen Tipps für Restenverwertung, Öko-Tipps für das Leben und den Haushalt sowie Tipps für Gemüseverweigerer und die vegetarische Ernährung von Kindern.
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Alle Bilder stammen von Moana Werschler (Miss Broccoli). Ein Besprechungsexemplar von "Helvetia Vegetariana" wurde vom AT Verlag zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank!