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- Drei Tiere reisen mit dem Zug - Ein inklusives Bilderbuch zur Sprachförderung
(Werbung/Verlosung) Heute habe ich wieder einmal ein Pappbilderbuch für euch. "Drei Tiere reisen mit dem Zug" von Karin Schmid und Karin Sauter-Singh eignet sich zur Sprachförderung und verbindet Kernwortschatz mit passenden Gebärden. Und ihr könnt ein Exemplar gewinnen! Was waren die ersten Wörter eurer Kinder? Nach Mama und/oder Papa war es vielleicht auch ein lautmalerisches "Wuff, wuff" oder ein "Miau". Sehr beliebt war bei uns auch die "Muh". Und von diesen Tierlauten ist es oft nicht weit bis zu den korrekten Tiernamen. Karin Sauter-Singh und Karin Schmid haben sich die kindliche Freude an Tieren aller Art zu Herzen genommen und lassen in ihrem Pappbilderbuch Ente, Hund und Katze eine Zugreise machen. Zugreisen waren bei unseren drei Kindern sowohl im Rollenspiel als auch im echten Leben ebenfalls total angesagt und das Kinderlied "Tschu, tschu, tschu, en Isebahn chunnt", wurde ein paar Jahre lang rauf und runter gesungen. Das Bilderbuch "Drei Tiere reisen mit dem Zug" setzt nicht nur thematisch nah an den Interessen von Kindern an, sondern ist auch optimal auf den Beginn der Sprachentwicklung von Kindern ausgerichtet. So fokussiert der Text auf das Kernvokabular, das gemäss Forschung der Unterstützten Kommunikation etwa 80 Prozent der Alltagssprache ausmacht. Die Wörter dieses Kernvokabulars helfen den Kindern, sich mit wenigen Worten im Alltag schnell ausdrücken zu können. Wörter, die in der Geschichte vorkommen, sind etwa "essen", "einschlafen", "wo", "wer" oder "stopp". Um den Spracherwerb auf einer weiteren Ebene anzuregen, sind ausgewählte Begriffe auch als Gebärden der PORTA-Sammlung abgebildet. Die PORTA-Sammlung ist anschlussfähig an die Deutschschweizerische Gebärdensprachen (DSGS). Gebärden wirken als Brücke zur Lautsprache und unterstützen so ebenfalls die Sprachentwicklung. Hier gibt es zum Beispiel die Gebärde für "Stopp", für "Zug" oder für "Spielen". Ente, Hund und Katze waren in der Stadt und sind nun auf dem Weg zurück nach Hause. Wir begleiten sie auf ihrer Zugreise und machen an jeder Station mit ihnen Halt, bis wir am Ende auf dem Bauernhof ankommen. Die Kinder werden immer wieder über Fragen in die Geschichte einbezogen und werden so selbst zum Sprechen animiert. Der ritualisierte, sich wiederholende Ablauf und die sich somit wiederholenden Textelemente geben den Kindern Orientierung und ein Gefühl von Vertrautheit. Die Autorin und die Illustratorin laden dazu ein, das Bilderbuch zur noch besseren Vertiefung nachzuspielen. Eine Einladung, der selbst meine 10-jährige Tochter noch gerne nachkommt, wobei sie den Zug zu einem Boot umfunktioniert hat und nicht in tierische, sondern lieber in menschliche Rollen schlüpft. Aber das ist wahrscheinlich einfach "next level". ;-) Karin Schmid, alias Frau Blaumeise, hat die Geschichte mit gedeckten Farben illustriert. Die Illustrationen sind jeweils ein- oder zweiseitig und klar vom Text und den Gebärden getrennt. Kleine Details - wie der mitfliegende Vogel oder ein plötzlich auftauchendes Flugzeug - laden zum Entdecken ein. Fazit Wenn ihr auf der Suche nach einem inklusiven Bilderbuch zur Sprachförderung seid, das auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Erfahrungen aus der Arbeit mit Kindern basiert, liegt ihr mit "Drei Tiere reisen mit dem Zug" genau richtig. Die Fakten Drei Tiere reisen mit dem Zug Ein inklusives Bilderbuch zur Sprachförderung Karin Schmid (Illustration + Text) Karin Sauter-Singh (Text) Selfpublisher 20 Seiten Pappbilderbuch Ab 1 Jahr Das Buch ist neben dem Etsy-Shop von Frau Blaumeise auch in einzelnen Shops vor Ort (CH) oder online zu erhalten wie zum Beispiel im inklusiven Kinderladen AHOI, St.Gallen. Karin Schmid bei Instagram VERLOSUNG: Gewinne 1 Exemplar von "Drei Tiere reisen mit dem Zug" Dank den Macherinnen des Bilderbuchs, darf ich anlässlich des Internationalen Kinderbuchtags (International Children's Books Day) ein Exemplar von "Drei Tiere reisen mit dem Zug" an euch verlosen. So geht's: Verrate mir in einem Kommentar, welches Tier im nächsten Band unbedingt mitfahren sollte im Zug. Weitere Lose: Instagram Facebook Die Verlosung startet mit Freischaltung der Posts und endet am Montag, 8. April 2024, 23:59 Uhr. Teilnahmebedingungen: Du bist mindestens 18 Jahre alt und wohnst in Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Das Los entscheidet über die*den Gewinner*in. Im Falle des Gewinns wirst du hier bzw. auf Facebook oder Instagram benachrichtigt. Rechtsweg und Barauszahlung sind ausgeschlossen. Der Versand erfolgt durch Karin Schmid. Zu diesem Zweck gebe ich die Adresse weiter. Die Verlosung hat nichts mit Instagram oder Facebook zu tun. Viel Glück! Deine Eliane Weitere Bilderbuchtipps zur Sprachförderung bei mint & malve Der Wortschatz - Rebecca Gugger, Simon Röthlisberger (NordSüd 2024) Guten Morgen, schöner Tag! - Elisabeth Steinkellner, Michael Roher (Tyrolia 2022) Meine Gartenfreunde. Die kleine Meise - Carla Häfner, Sandy Lohß (Oetinger 2022) Der Fuchs hat seine lieben Nöte beim Halleluja auf der Flöte - Ein Weihnachts-ABC - Cornelia Boese, Elsa Klever (Thienemann-Esslinger 2018) * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Kinder des Treibsands
Heute habe ich mit "Kinder des Treibsands" von Efua Traoré eine magische Abenteuergeschichte für euch, die zwischen der nigerianischen Grossstadt Lagos und einem abgelegenen Dorf im Regenwald spielt. Ich habe "Kinder des Treibsands" auf Englisch gelesen. Efua Traoré hat zuerst keinen deutschen Verlag für ihr Buch gefunden und es deshalb als "Children of the Quicksands" vorerst auf dem englischsprachigen Markt veröffentlicht. Im Gespräch auf Instagram mit Regina Feldmann erzählt sie euch mehr darüber, schaut mal vorbei. Nun ist aber ihre Geschichte in ihrer eigenen Übersetzung endlich auch auf Deutsch erschienen, also höchste Zeit, euch das spannende Kinderbuch hier vorzustellen. Ein Familiengeheimnis und ein tiefgründiger See Simi lebt mit ihrer Mutter in der nigerianischen Hauptstadt Lagos. Da ihre Mutter für eine Weiterbildung nach London muss, soll die dreizehnjährige Simi die Sommerferien bei ihrer Grossmutter verbringen. Der Haken daran? Die Grossmutter lebt in einem sehr abgelegenen Dorf ohne Internetzugang oder Fernsehen. Und: Simi hat ihre Grossmutter noch nie gesehen! Welches Familiengeheimnis steckt hinter dem Kontaktabbruch zwischen Mutter und Grossmutter? Simi ist entschlossen, das herauszufinden und gerät dabei direkt am Tag ihrer Ankunft in grosse Gefahr. Unwissentlich nähert sie sich einem verbotenen See, dessen Treibsand sie in eine andere, eine magische Welt zieht. Wir begleiten Simi auf ihrer gefährlichen Spurensuche mitten im tropischen Regenwald. Dabei lernen wir nicht nur eine magische Welt kennen, sondern nähern uns auch dem traditionellen Leben auf dem Land mit dem Glauben an verschiedene Gottheiten und an die Kraft der Natur an. So befinden sich Leser*innen in den Spannungsfeldern unterschiedlicher Generationen, dem Leben in der Stadt versus auf dem Land, zwischen überbehüteter Kindheit und Abenteuerlust, und unterschiedlichen Glaubenssätzen. Mit Simi hat das Buch eine starke, Schwarze Hauptprotagonistin, mit der sich ältere Kinder und Jugendliche sicher identifizieren können. Wer will schon mehrere Wochen ohne Handyempfang irgendwo auf dem Land hocken und sich langweilen?! ;-) Neben dem Lüften des Familiengeheimnisses und damit der Kommunikation zwischen den Generationen geht es auch um Freundschaft, um den Umgang mit der Natur und dem Glauben und unterschiedliche Formen des Aufwachsens. Zudem emanzipiert sich Simi auch ein Stück weit, findet ihren eigenen Weg und verbindet damit nicht nur ihre Familienmitglieder wieder neu, sondern auch ganz unterschiedliche Welten zwischen moderner, rationaler Grossstadt und traditionellem tropischem Regenwald voller Magie. Das Kinderbuch von Efua Traoré ist für Kinder ab etwa 10 Jahren geeignet. Da es tatsächlich um Leben und Tod geht in der Geschichte, ist es nichts für schwache Nerven. Dafür ist es sicher auch noch für Teenager spannend zu lesen - war es ja auch für mich selbst. Und so viel kann ich euch verraten: Es gibt ein Happy End. Fazit "Kinder des Treibsands" ist ein äusserst spannendes Kinderbuch, mit dem uns die deutsch-nigerianische Autorin Efua Traoré in eine unbekannte Welt mit magischen Elementen und versunkenen Familiengeheimnissen entführt. Ein richtiger Pageturner für alle Kinder mit starken Nerven! Die Fakten Kinder des Treibsands Efua Traoré (Text + Übersetzung aus dem Englischen) Karibu Bücher 288 Seiten Erschienen am 02.03.2024 Hardcover ISBN: 978-3-96129-369-8 AB 10 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Children of the Quicksands Efua Traoré Chicken House 304 Seiten Erschienen am 26.07.2022 Hardcover ISBN: 978-1-338-78192-2 Ab 10 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Efua Traoré auf Instagram Website von Efua Traoré *Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Issa
Mirrianne Mahn präsentiert mit ihrem Debüt "Issa" einen kraftvollen #ownvoices-Roman, der verschiedene Epochen und Kontinente umspannt. Feministisch, bestürzend, bestärkend, lesenswert! Die titelgebende "Issa" ist schwanger. Das löst nicht nur einen Sturm der Gefühle in ihr selber aus, sondern auch endlose Diskussionen mit ihrem weissen Freund, den sie nur den Kindsvater nennt, ihrem Stiefvater Jürgen und ihrer Mutter Ayudele, die sie zur Abtreibung überreden wollen. Die Mutter drängt sie zudem dazu, sofort nach Kamerun zu reisen, um dort die traditionellen Rituale zu durchlaufen, die eine Frau eigentlich schon vor der Schwangerschaft durchlaufen sollte. Ohne diese Rituale, so ihre Befürchtung, schwebt ihre Tochter in grösster Lebensgefahr. Issa nimmt uns als Erzählerin mit auf ihre Reise nach Douala in Kamerun, die auch eine Reise zu sich selbst werden soll. Ob das gelingt, ist allerdings mehr als fraglich. Denn erstmal fühlt sich Issa bei ihren zwei Omas Marijoh und Namondo in Kamerun fast ebenso fremd wie in Deutschland. Hier ist sie zu weiss, dort ist sie zu Schwarz. "Denn jetzt sitze ich wie ein Issa-Sandwich zwischen vier fremden Menschen und einem Hahn und wippe zu Miriam Makeba auf dem Weg zu einem Schamanen." / S. 86 In einem zweiten Erzählstrang reisen wir mit Mirrianne Mahn zurück zu all den Müttern, die vor Issa kamen, beginnend mit Urgrossmutter Enanga, die kurz nach 1900 in einer ländlichen Gegend von Kamerun aufwächst und mit ihrer Mutter für einen weissen Plantagenbesitzer arbeitet. Es ist die Zeit, als Kamerun eine deutsche Kolonie war. Und die Kolonisatoren brachten nicht nur die Eisenbahn in das zentralafrikanische Land, sondern auch enorm viel Leid. Auch für Enanga, die schon als 11-Jährige schwanger und vom Vater verstossen wird. Im weiteren Verlauf des Romans wechseln sich die Passagen von Ich-Erzählerin Issa in der Gegenwart (im Buch 2006) mit denjenigen ihrer Vorfahrinnen ab. So spannt Mirrianne Mahn einen äusserst spannenden Bogen über 5 Frauengenerationen. Während Issas Erzählstimme emotional, aber auch sehr humorvoll ist, sind die Passagen in der Vergangenheit äusserst dramatisch. Ohne zu viel zu verraten: Issas Ahninnen Enanga, Marijoh, Namondo und Ayudele erleiden sehr harte Schicksale. Sie haben nicht nur mit den weissen Invasoren zu kämpfen, sondern auch mit den patriarchalen Strukturen und aus heutiger Sicht veralteten, oft frauenfeindlichen Traditionen. "Ich hatte mir geschworen, niemals im die Lage zu kommen, in der ich meiner Tochter dieses Opfer abverlange. Aber wir leben in einer Welt, in der Frauen nun mal dafür da sind, die Probleme von Männern zu lösen." / S. 163 Mirrianne Mahn verhandelt in ihrem Roman Themen wie Rassismus, Kolonialismus, Versklavung, Zwangsehe, Krieg, Colorism, Patriarchat, Polygamie, Gewalt an Frauen, aber auch religiöse und Stammestraditionen, Essen und Musik, Vielsprachigkeit, Gemeinschaft, Schwesternschaft, Feminismus, Mutterschaft und Bildung. Das klingt in der Fülle vielleicht konstruiert, ist aber ganz organisch in die Romanhandlung eingebaut. So gelingt es der deutschen Autorin, Aktivistin, Theatermacherin und Politikerin, nachvollziehbar zu machen, wie die einzelnen Schwarzen Frauen durch ihr Leben - inklusive Verwerfungen der Weltpolitik - geprägt wurden, wie sie zu den Müttern wurden, die sie waren bzw. sind, und damit wiederum ihre Töchter prägten und prägen. "Hör mal, Issa. Ich weiss, dass deine Mutter dich ganz verklemmt gemacht hat und die Weissen sowieso verklemmt sind. Das liegt ganz einfach daran, dass es dort immer so kalt ist und sie so viele Klamotten tragen müssen." / S. 158 Das Buch ist leicht zu lesen, nicht hochliterarisch, aber benutzt kreative und erfrischende Vergleiche. Und Mirrianne Mahn zeichnet vielschichtige, facettenreiche Charaktere, die einem in ihrer ganzen Ambivalenz ans Herz wachsen. So musste ich so einige Tränen verdrücken, konnte aber auch herzlich lachen. Eine grossartige neue, weibliche und Schwarze Stimme, die scheinbar unvereinbare Welten und Zeiten zusammenbringt und deutlich macht, wie alles zusammenhängt. Von mir gibt es eine grosse Leseempfehlung für diesen autofiktionalen Roman! Übrigens: "Issa" von Mirrianne Mahn ist für den Debütpreis der lit.Cologne nominiert. Ich drücke die Daumen! Die Fakten Issa Mirrianne Mahn Rowohlt 304 Seiten Erschienen am 11.03.2024 Hardcover mit Lesebändchen ISBN: 978-3-498-00390-6 Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Mirrianne Mahn auf Instagram PS: Herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar und an Netgalley für die digitale Version. Weitere Bücher von Schwarzen Autor*innen Lyrik, Kurzgeschichten und Romane Eine Tochter Harlems - Louise Meriwether (Rowohlt 2023) Second-Class Citizen - Buchi Emecheta (Blumenbar 2023) Die Farbe Lila - Alice Walker (Ecco 2021) Ein anderes Brooklyn - Jacqueline Woodson (Piper 2019) Der Mann im Untergrund - Richard Wright (Kein & Aber 2022) Meine Haut packt aus - Brigitte Lunguieki Malungo (Story.one publishing 2023) Zusammenkunft - Natasha Brown (Suhrkamp 2022) In der Heimat meines Vaters riecht die Erde wie der Himmel - Samira El-Maawi (Zytglogge 2021) Das grüne Auge - Nathacha Appanah (Lenos Basel 2021) The Hill We Climb - Den Hügel hinauf (zweisprachige Ausgabe) - Amanda Gorman (Hoffmann & Campe 2021) Das Meer der Libellen - Yvonne Adhiambo Owuor (Dumont 2020) Sachbücher, Ratgeber, Berichte und Essays Nie mehr leise - Betiel Berhe (Aufbau Verlag 2023) Frau auf blossen Füssen - Scholastique Mukasonga (Peter Hammer Verlag 2022) Exit racism - Tupoka Ogette (Unrast Verlag 2020) Und jetzt du. Rassismuskritisch leben - Tupoka Ogette (Piper 2022) Harriet Tubman - Fluchthelferin bei der Underground Railroad. Aus der Sklaverei in die Freiheit - Ann Petry (Nagel & Kimche 2022) Der Sommer, in dem ich Schwarz wurde - Angélique Beldner, Martin R. Dean (Atlantis 2021) Wut und Böse - Ciani-Sophia Hoeder (hanserblau 2021) Nach der Flut das Feuer - James Baldwin (dtv 2019, Neuauflage) * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch oder Hörbuch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Ludiduh und die Liebe
(Werbung/Verlosung) Magie liegt in der Luft und nicht nur das! Denn in "Ludiduh und die Liebe" von Annika Klee und Stella Eich flattern auch die Schmetterlinge im Bauch von Ludwig. Ob er Marie mit seinen Zauberkünsten von sich überzeugen kann? Lest selbst! Kennt ihr die "Wunderbare Wesen"-Reihe von Annika Klee und Stella Eich? Ich habe euch schon "Ava und die Rückkehr der Farben" sowie "Ellas Elfentanz" vorgestellt. Und heute möchte ich euch den neusten sechsten Band "Ludiduh und die Liebe" präsentieren. Verlosung und Insta-Live Bevor wir zum Inhalt kommen, möchte ich euch noch auf die Verlosung von "Ludiduh und die Liebe" auf Instagram hinweisen. Gemeinsam mit dem Jupitermond Verlag und dem Ströppche Concept Store (den klischeefreien Shop stelle ich euch hier vor) darf ich ein Exemplar des Buchs sowie einen Zauberkasten "Malicious Magus" verlosen. Und am Dienstag, 19. März, um 20 Uhr darf ich die Autorin Annika Klee zur "Wunderbare Wesen"-Reihe Löcher in den Bauch fragen - ebenfalls auf Instagram. Ich freue mich, wenn ihr live dabei seid oder das Gespräch nachschaut. Folgt mir am besten einfach auf Instagram, dann verpasst ihr nichts! Die erste Liebe Nun aber zu "Ludiduh und die Liebe": Wie der Titel dieses sechsten Bands verrät, geht es im neuen Bilderbuch von Annika Klee und Stella Eich um die erste Liebe. Ludwig ist verliebt in Marie aus seiner Klasse. Doch sie scheint ihn gar nicht zu bemerken. Als nun die Sitzordnung in Frau Wolles Klasse geändert werden soll, möchte Ludwig unbedingt neben Marie sitzen. Doch wie soll er das bloss anstellen? "Ludwig muss nicht überlegen! Er schaut, und wird sofort verlegen, heimlich rüber zu Marie. Marie! Ein Name wie Magie! Ja, wie verzaubert fühlt er sich, im Bauch wird's mächtig kribbelig." Marie reimt sich nicht nur auf Magie, sie löst auch magische Gefühle in Ludwig aus. Und da hat er die Idee: Er versucht als grosser Zauberer Ludiduh, Maries Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Doch, oje, hat sie von seiner Vorstellung überhaupt etwas mitgekriegt? Annika Klee erzählt wie gewohnt in Reimen ganz gefühlvoll von der ersten Liebe. Dabei steht Ludwig im Fokus der Geschichte, aber sie nimmt auch einmal die Perspektive von Marie ein. Und diese hat - so viel sei verraten - auch ganz schön viel übrig für ihren Klassenkameraden. Das Happy End müsst ihr euch aber selber erlesen. Ich bin sicher, es wird euch wie den beiden Hauptpersonen eine freudige Röte auf die Wangen zaubern! Stella Eich hat die Geschichte in ihren zarten Illustrationen in pastelligen Tönen wieder wunderbar illustriert. Über die vielfältige Klasse kommt dank der Bilder auch in diesem Band Diversität ins Spiel. So sehen wir "alte" Bekannte wie den Schwarzen Tayo oder Ella mit ihrem Rollstuhl und Ava, ein Mädchen of Color, wieder. Wie immer kommt der Kauf des Buches auch gemeinnützigen Zweck zugute. Diesmal geht ein Teil der Einnahmen an den Tierschutzverein Würzburg e.V.. Fazit "Ludiduh und die Liebe" von Annika Klee und Stella Eich ist eine wunderbare Vorlesegeschichte für Kinder ab 4 Jahren. Dank den melodischen Reimen trägt ein schöner Rhythmus durch das Bilderbuch und man spürt förmlich die Magie dieser ersten Liebe zwischen Ludwig und Marie. Die Fakten Ludiduh und die Liebe Annika Klee (Text) Stella Eich (Illustration) Jupitermond Verlag 32 Seiten Erschienen am 07.03.2024 Hardcover ISBN: 978-3-949239-24-3 Ab 4 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch bei Thalia kaufen (DE)* Buch bei Orell Füssli kaufen (CH)* Buch bei Buchhaus kaufen (CH)* Buch bei Thalia kaufen (AT)* Annika Klee bei Instagram Stella Eich bei Instagram Jupitermond Verlag bei Instagram PS: Herzlichen Dank an den Jupitermond Verlag für das digitale Rezensionsexemplar und die Bilder zum Buch. * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Alex und die Monster - Hier kommt Mr. Flat!
Eine Portion Lesemotivation gefällig? Das klappt in der Kombination von Comic und Monstern ganz bestimmt! Zum Indiebookday empfehle ich euch deshalb Band 1 der erfolgreichen spanischen Comicreihe "Alex und die Monster - Hier kommt Mr. Flat!" von Jaume Copons und Liliana Fortuny. Am 16. März 2024 feiern wir wieder den Indiebookday. Unabhängige Verlage liegen mir sehr am Herzen, da sie von grosser Bedeutung sind für die Vielfalt der Bücherlandschaft. Mehr über diesen besonderen Buchtag zur Feier von Büchern aus unabhängigen Verlagen findet ihr auf www.indiebookday.de und auch auf den Instagram-Accounts von @wereadindie, @indiebookchallenge und @diehotlist. Wenn ihr mehr über unabhängige Verlage wissen wollt und wer wie viel vom Buch bekommt, kann ich euch diesen Insta-Post empfehlen. Mit "Alex und die Monster - Hier kommt Mr. Flat" von Jaume Copons und LIliana Fortuny stelle ich euch ein Kinderbuch mit Comic-Elementen aus dem noch relativ jungen unabhängigen Verlag Edition Helden. Das Kinderbuch passt nicht zuletzt deshalb perfekt zum Indiebookday, weil es Bücher und Geschichten feiert. Chaos hoch 10 und noch grössere Bücherliebe Aber kommen wir zum Inhalt: Alex Pianola hat es nicht so mit Hausaufgaben - ist auch eine doofe Erfindung! Und jetzt soll er ganz kurz vor dem Jubiläumsfest seiner Schule auch noch alle, ALLE Aufsätze abgeben, die sie das Jahr über als Hausaufgaben geschrieben haben. Also eigentlich geschrieben hätten, wenn sie es denn gemacht hätten. Doch erst einmal hat Alex ein anderes Problem, er muss in der Schulbibliothek helfen, Bücher in Kisten zu packen, weil er kürzlich Bücher aus dem Regal befördert, aber nicht wieder zurückgeräumt hat. Uff, Bücher sind echt schwer! Doch als Alex es fast geschafft hat, entdeckt er ein Stofftier, das scheinbar mal jemand hier vergessen hat. Er identifiziert es als süsses oranges Monster und steckt es heimlich ein. Zuhause angekommen sucht er in seinem chaotischen Zimmer - seine Mutter hatte vielleicht doch nicht so unrecht, dass er mal aufräumen sollte - panisch nach den schon geschriebenen Aufsätzen. So ganz untätig war er nämlich nicht, aber die Aufsätze sind in seinem Chaos verschwunden. Als er einen Aufsatz wiederfindet und ihn sich selber nochmals vorliest, erwacht das Monsterstofftier plötzlich zum Leben und stellt sich als Mr. Flat vor. Er ist ein richtiger Bücherkenner und kann nur wach bleiben, wenn er liest oder ihm vorgelesen wird. Mr. Flat stammt selbst aus einem Buch. Ist aber daraus vertrieben worden und jetzt auf der Suche nach den anderen Monstern aus seinem Buch, um wieder dahin zurück zu gelangen. Und Alex verspricht ihm zu helfen. Wären da bloss nicht sein riesiges Chaos, seine nervige Klassenkameradin und Nachbarin Lydia, ein zeitraubendes Sportturnier und das Damoklesschwert der unerledigten Hausaufgaben. Ein Kinderbuch macht neugierig auf mehr Jaume Copons baut in jeden Band von "Alex und die Monster" verschiedene bekannte Kinderbücher ein und macht so nicht nur mit seiner eigenen Geschichte, sondern auch über diese Klassiker richtig Lust auf Geschichten und das Lesen. Schade finde ich in diesem Fall, dass nur weisse, männliche - und durchaus kritisch zu betrachtende - Autoren von Robert Louis Stevenson, über Mark Twain, bis Jules Vernes zum Zug kommen. Das Buch ist eine tolle Abwechslung aus normalem Fliesstext und Comic-Illustrationen mit Dialogen in Sprechblasen. So macht es in Kombination mit der witzigen, spannenden Geschichte richtig Spass zu lesen. Mit Alex werden sich viele Kinder identifizieren können, weil er ganz "normale" Kinderprobleme hat, die wohl die meisten Kinder kennen. Etwas schade finde ich, dass seine Nachbarin Lydia einfach als "nervig" abgestempelt wird. Wobei Alex auch ihren Vater nervig findet und es von daher nicht zu stereotyp wird mit Alex' Abneigung. Ich hoffe, in den weiteren Bänden tauchen auch noch Klassiker von Autorinnen und coole Mädchencharaktere auf. Im Juni 2024 erscheint mit "Alex und die Monster - Rettet das Nautilus!" der zweite Band. Auf Spanisch sind schon 27 Bände erschienen. Spannend ist auch die Entstehungsgeschichte, denn anstelle der Graphic Novel-Serie, war ursprünglich ein Kinderroman mit Illustrationen vorgesehen. Fazit "Alex und die Monster - Hier kommt Mr. Flat!" von Jaume Copons und Liliana Fortuny bringt kurzweiligen Lesespass mit Comic-Elementen für Kinder ab 8 Jahren. Und mit der witzigen Geschichte und Alex als nahbarem Hauptcharakter kommt garantiert auch genügend Lesemotivation auf. Und vielleicht darf es ja dann gleich mit Band 2 weitergehen im Sommer! Die Fakten Alex und die Monster (Band 1) Hier kommt Mr. Flat! Jaume Copons (Text) Liliana Fortuny (Illustration) Nicola Ressel (Übersetzung aus dem Spanischen) Edition Helden 136 Seiten Erschienen am 27.09.2022 ISBN: 978-3-949866-04-3 Ab 8 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Edition Helden auf Instagram PS: Herzlichen Dank an Edition Helden für das digitale Rezensionsexemplar und das Bildmaterial. Weitere Comic-Kinderbücher auf mint & malve Detektivbüro LasseMaja. Die Comics zur Detektiv-Reihe - Martin Widmark, Helena Willis (Edition Helden 2023) Der Weltraumpostbote - Hungrig durchs Weltall - Guillaume Perreault (Rotopol 2023) Kira und Kooki. Auf den Spuren des Energiekristalls - Mireille Lachausse, Laura Simon (Kaleio 2023) Nika, Lotte, Mangold! Immer was los - Thomas Wellmann (Rotopl 2023) Hexenkram 1: Grüna - Marie Desplechin, Magali le Huche (Reprodukt 2023) Akissi 4 - Die Königin der Nervensägen - Marguerite Abouet, Mathieu Sapin (Reprodukt 2022) Ulf und das Rätsel um die Neue - Tanja Esch (Kibitz Verlag 2020) Gratis Kids Comic Tag 2024 Am 11. Mai 2024 ist endlich wieder Gratis Kids Comic Tag! Und dieses Mal steht der Tag unter einem ganz besonderen Motto: gratis Kinder-Comics für alle! Über 900 Comic- und Buchhandlungen, Bibliotheken und Büchereien in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich angemeldet. Sie werden die Türen und Tore ganz weit aufreissen und sich freuen sich auf viele junge, alte, kleine, große Comic-Fans! Die beteiligten Comic-Verlage produzieren eigens für diesen Tag Comic-Hefte, die in den teilnehmenden Läden gratis erhältlich sind. Eine kunterbunte Auswahl von 21 Comics – von Superhelden, franko-belgische Abenteuern, über bekannte Figuren aus dem Disney-Universum bis hin zu ganz neuen Independent Comic-Figuren – erwartet euch. Alle Infos zum Tag findet ihr unter gratiscomictag.de. * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch oder Hörbuch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Einige Herren sagten etwas dazu - Die Autorinnen der Gruppe 47
Nicole Seifert begibt sich in ihrem neuen Sachbuch "Einige Herren sagten etwas dazu" auf die Spuren der weiblichen Autorinnen der Gruppe 47, dem Treffen deutscher Autor*innen der Nachkriegszeit. Dabei richtet sie nicht nur zum ersten Mal den Fokus auf diese schreibenden Frauen, sondern auch darauf, wie sie von den Männern inner- und ausserhalb der Gruppe missverstanden, ignoriert oder kleingeredet wurden. Männer haben ja oft etwas zu sagen. Das verhielt sich bei der Gruppe 47, der deutschen Gruppe von Autor*innen der Nachkriegszeit, nicht anders. Doch wie selektiv das Gesagte war und wie wenig Substanz es hatte, wird uns bei der Lektüre von Nicole Seiferts Buch "Einige Herren sagten etwas dazu" nur allzu deutlich. Literaturwissenschaftlerin, Autorin und Bloggerin Nicole Seifert geht mehr oder weniger chronologisch auf die Treffen der Gruppe 47 zwischen dem Gründungsjahr 1947, daher der Name, und der letzten Durchführung im Jahr 1967 ein. Dabei richtet sie ihren Blick nicht in erster Linie auf die berühmten Herren namens Günter Eich, Günter Grass, Heinrich Böll, Martin Walser, Peter Bichsel oder zuletzt Peter Handke, sondern auf die teilnehmenden Frauen. Von ihnen kennt man vielleicht Ilse Aichinger oder Ingeborg Bachmann, aber da hörte es bei mir ehrlich gesagt schon auf: Ruth Rehmann, Ingrid Bachér, Ilse Schneider-Lengyel, Ingeborg Drewitz, Barbara König, Gabriele Wohmann, Gisela Elsner, Christine Koschel, Christa Reinig, Griseldis L. Fleming, Helga M. Novak, Elisabeth Plessen, Barbara Frischmut und Renate Rasp? Sagten mir bisher alle nichts. Erfolgreich und doch verkannt Wie Nicole Seifert aufzeigt, waren einige wie z.B. Gabriele Wohmann in ihrer Zeit durchaus erfolgreich. Aber auch diese Autorinnen unterlagen während den Treffen dem male gaze - sowohl auf ihre Person als auch auf ihr Schreiben. Auch sie wurden aus der Geschichtsschreibung der Gruppe 47 praktisch getilgt. Und auch sie wurden in Bezug auf die Publikation und Rezeption ihrer Werke sowie die Auszeichnung mit Preisen oder Stipendien systematisch benachteiligt, oft schnell wieder vergessen und kaum je kanonisiert. "In der Selbsthistorisierung der Gruppe und der Literaturgeschichtsschreibung wurden die Autorinnen sogar noch unsichtbarer, weil nur noch die wenigsten Frauen miterzählt wurden." / S. 12 Es geschah also genau das, was Nicole Seifert schon in ihrem Sachbuch "Frauen Literatur. Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt" so eindrücklich geschildert hat. Nicht nur wurden die Frauen von Organisator Hans Werner Richter seltener eingeladen. Wenn sie eingeladen wurden, dann teilweise nur als "Frau von...", ihre Texte wurden nicht verstanden oder es wurde noch nicht mal auf die Inhalte eingegangen. Besonders dann nicht, wenn sie sich Themen wie dem Zweiten Weltkrieg und seinen Folgen, den Opfern des Nationalsozialismus, dem Andauern nationalsozialistischer Ideen in der deutschen Gesellschaft oder den Schattenseiten des Patriarchats annahmen. Denn die Strategie der Gruppe 47, um eine neue deutsche Literatur zu etablieren, war es, einfach gar nicht mehr über die Vergangenheit zu sprechen. Deutlichstes Zeichen dafür war, dass Exilautor*innen, die vor dem Nationalsozialismus geflohen waren, in der Gruppe unerwünscht waren. "Man war angetreten als jüngere Generation, die sich von der älteren Generation abgrenzte, ohne sich mit ihr auseinandersetzen zu wollen, und setzte sich – nun selbst die ältere Generation – auch mit der nächsten nicht auseinander." / S. 222 Besonders frappant ist, wie die Herren der Gruppe sowie (meist männliche) Kritiker über die Frauen und ihre Werke sprachen bzw. schrieben, wenn sie es denn taten: "Immer wieder geht es um die Körper der Frauen und ihr Erscheinungsbild, sie werden als Raubtiere beschrieben, als Undine und Melusine, als Göttinnen, Königinnen, Hexen, in jedem einzelnen Fall geriet der Text in den Hintergrund, spielte oft überhaupt keine Rolle mehr." / S. 225 So werden Ilse Schneider-Lengyel, Elisabeth Borchers und Ingeborg Bachmann zu unheilbringenden Sagengestalten und Gisela Elsner zur schlangenköpfigen Medusa, dem Mischwesen Sphinx oder gleich zu Kleopatra. Wie spannend, gehaltvoll und literarisch anspruchsvoll ihre Texte waren, wie wichtigen gesellschaftlichen Themen sie sich dabei annahmen und wie politisch eigentlich das Private und auch die Literatur darüber sind, geriet völlig in den Hintergrund. Mehr über die Mechanismen und darunterliegenden Gründe lest ihr im Buch von Nicole Seifert. Fazit Es könnte sein, dass ihr bei der Lektüre von "Einige Herren sagten etwas dazu" von Nicole Seifert dezent wütend werdet. Aber ihr bekommt auch einen kleinen Einblick in die Schatzkiste des Schreibens deutscher Autorinnen in der Nachkriegszeit, die ihr nun nach und nach entdecken könnt. Ein äusserst lesens- und bedenkenswertes Sachbuch, das einmal mehr deutlich macht, weshalb wir uns weiterhin verstärkt mit weiblichen Autorinnen auseinandersetzen und ihr Schreiben fördern sollten! Die Fakten Einige Herren sagten etwas dazu - Die Autorinnen der Gruppe 47 Nicole Seifert Kiepenheuer & Witsch (KiWi Verlag) 352 Seiten Erschienen am 07.02.2024 Hardcover ISBN: 978-3-462-00353-6 Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Nicole Seifert auf Instagram PS: Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an den KiWi Verlag und Netgalley. Die Seitenangaben der Zitate beziehen sich auf die E-Book-Ausgabe und können von der Printversion abweichen. * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Zwischen Du und Ich
Mirna Funk entführt uns in ihrem zweiten Roman "Zwischen Du und Ich" mit Nike und Noam nach Israel. Sie wirft uns mitten hinein in zwei Leben voller Bruchstellen - individuelle, über Generationen vererbte und historische. Ich muss gestehen, ich habe Mirna Funks Romandebüt "Winternähe"* noch nicht gelesen. Ob er nach der Lektüre von "Zwischen Du und Ich" auf meiner Leseliste steht? Ihr erfahrt es am Ende dieses Beitrags. Individuelle und andere Bruchstellen Schon auf den ersten Seiten von Mirna Funks Roman begegnen wir zwei grossen Bruchstellen im Leben von Nike, der einen Hauptprotagonistin und Ich-Erzählerin. Da ist einerseits Doras Stolperstein, der sich direkt vor Nikes Berliner Wohnung im Scheunenviertel befindet. Dora, Dora Waldman, war nicht irgendwer, sondern Nikes Urgrossmutter, die 1941 unter ungeklärten Umständen in Frankreich ums Leben kam. Klar, hier geht es um das Thema Holocaust und darum, wie solche kollektiven Traumata über Generationen weitervererbt werden. Das ist aber nur eine Facette dieser Bruchstelle, sie hat nämlich zusätzlich einen Bezug zu einer individuellen Bruchstelle von Nike, die uns im folgenden Zitat zwar erst andeutungsweise, aber doch in ihrer existenziellen Wucht trifft: "Ich fühlte mich sofort wie damals. Als dürfte ich nicht existieren. (....) Ich war falsch, und Sascha war richtig." (S. 14) Diese Gedanken oder vielmehr Gefühle befallen Nike, als ihr Ex-Freund Sascha mit einem Lastenrad, darin drei kleine Mädchen, an ihr vorbeifährt. Kurz dahinter eine Frau, seine Frau. Zu diesem Zeitpunkt können wir nur ahnen, was zwischen Sascha und Nike vorgefallen ist. Nach und nach erfahren wir in Rückblenden mehr darüber. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber es geht um Gewalt, massive Gewalt. Neues Glück dank neuen Medien? Der Roman spielt hauptsächlich in der Gegenwart und in der entschliesst sich Nike Hals über Kopf, für ein Jahr nach Tel Aviv zu gehen, um dort eine Konferenz zu organisieren. Die Konferenz behandelt das Thema "Juden in Deutschland nach 1945". Nike befasst sich also nicht nur privat mit ihren jüdischen Wurzeln, sondern auch beruflich. Mit dem Ortswechsel möchte Nike endlich einmal aus ihrem sehr kontrollierten Leben in Berlin ausbrechen, etwas neues wagen und natürlich auch die Geschichte mit Sascha hinter sich lassen. Seinetwegen hat sie sich seit Jahren auf keinen Mann mehr eingelassen. In Tel Aviv trifft sie auf Noam. Eigentlich trifft er eher auf sie, denn als er sie an einem belebten Platz zum ersten Mal sieht, postet sie ein Bild auf Instagram und er kann sie so schnell ausfindig machen. Ein kleiner Austausch reicht und sie verabreden sich. Kennenlernen im 21. Jahrhundert! Noam nutzt die sozialen Medien zwar intensiv, aber betrachtet sie durchaus kritisch: "Niemand hörte mehr zu, stattdessen monologisierten wir aneinander vorbei, auf den digitalen Plattformen, die man uns bot, und gaben vor, Gespräche führen zu wollen." (S. 91) Noam lernen wir nun nicht zuerst durch Nikes Augen kennen, sondern praktisch aus seiner eigenen Perspektive. Noams Passagen sind zwar in der 3. Person geschrieben, wodurch wir ihm mit etwas mehr Distanz begegnen als Nike. Aber wir kriegen dennoch ganz tiefe Einblicke. Zuerst erscheint uns Noam als selbstbewusster, egoistischer Journalist, der Frauen bloss ausnutzt. Ein richtiger Unsympath, ein Macho, ein Narzisst. Doch nach und nach lernen wir auch seine Bruchstellen näher kennen. Auch sie haben mit dem Holocaust zu tun und auch sie sind gezeichnet von Gewalt und Missbrauch. Als Nike und Noam dann zusammenkommen, zeigen sich ganz andere Seiten von Noam und wir hoffen trotz der anfänglichen Abneigung, dass er seine Traumata überwinden kann. Dass sich Nikes Offenheit ihm gegenüber nicht rächt, sondern dass beide "Ich" sein und gleichzeitig den anderen als "Du" annehmen können. Um zu erfahren, wie sich die Liebe zwischen den beiden entwickelt, müsst ihr das Buch selber lesen. Wo ist der Sinn? Wie ihr aus meinen bisherigen Ausführungen herauslesen konntet, kann ich euch sehr empfehlen, das zu tun! Es ist wirklich eindrücklich, wie Mirna Funk die Persönlichkeiten in ihrem Roman entwickelt. Wie sie uns in ihre Leben, in ihre Seelen, in ihre Köpfe blicken lässt und wie wir sofort beginnen, uns eine Meinung über sie zu bilden. Und wie wir diese Meinung ein ums andere Mal revidieren, wenn wir etwas über ihre Bruchstellen im Leben erfahren. Und genauso, wenn wir sie in der Gegenwart begleiten und ihr Handeln miterleben. Das ist zuweilen richtig schmerzhaft, abgründig, nicht leicht auszuhalten. Man möchte regelmässig eingreifen, den einen oder die andere wachrütteln, warnen, aufhalten... Und gleichzeitig wünscht man den beiden einfach nur, dass sie die ganzen Traumata, ob individuell oder intergenerational, hinter sich lassen können. Mit der Geschichte um Nike und Noam transportiert Mirna Funk nicht "nur" zwei Einzelschicksale und ihre Schnittstellen, sondern ganz viel jüdische Geschichte, aber auch jüdisches Leben heute. Sie spricht Themen wie häusliche Gewalt, Gewalt gegen Frauen bis hin zum Femizid, sexuellen Missbrauch, Vernachlässigung, Armut, den Holocaust und mehr an und spiegelt sie am Leben der beiden Protagonist*innen. Nike fasst es einmal lakonisch so zusammen: "Wir werden geboren, wir leben, eine Menge furchtbarer Dinge passieren, eine Menge toller Dinge, die sich gut anfühlen, passieren, und am Ende sterben wir. Aber Sinn? Sinn ist da nirgends." (S. 237) Den Titel konnte ich bis zum Ende der Lektüre nicht ganz deuten. Aber Mirna Funk hat im Werkstattgespräch mit Flo aka @literarischernerd auf Instagram den entscheidenden Hinweis gegeben (ca. ab Minute 22): "Zwischen Du und Ich" spielt darauf an, dass wir Mühe haben, andere als "Andere" zu sehen, wir sehen ganz oft uns selbst gespiegelt, beziehen die*den Anderen auf uns, vergleichen uns. Sehen viel mehr Objekt als Subjekt. Ich kann euch das Gespräch sehr empfehlen. Und wenn ihr noch nicht genug habt, dann holt euch doch auch noch die Playlist zum Buch. Eine Kritik, die gleichzeitig auch ein kleiner Spoiler ist, möchte ich noch anbringen: In dem Buch kommt es zu einer Vergewaltigung, die aber nicht als solche geframed wird. Meiner Meinung nach müsste wenigstens indirekt, durch die Haltung der Autorin, deutlich werden, dass es sich bei diesem Vorkommnis um sexualisierte Gewalt handelt und dass diese zu verurteilen ist. Fazit Mirna Funk lässt in "Zwischen Du und Ich" zwei verwundete Menschen aufeinandertreffen. Sie schafft es, in ihrem zweiten Roman, einen Bogen zu schlagen vom Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart, von Berlin nach Tel Aviv, vom kollektiven Schmerz des Holocaust bis zu individuellen Traumata und vom Ich zum Du. Es ist ein intensives, ein schmerzhaftes Buch, aber es bleibt die Hoffnung, dass das Weiterleben möglich ist. Ja, vielleicht sogar ein Leben voller Liebe. Um zum Anfang zurück zu kommen: Aber sicher, muss ich jetzt "Winternähe"* auch noch lesen. Nicht zuletzt, weil Mirna Funk im Gespräch mit Florian Valerius erklärt hat, dass sie einige Male darauf referenziert und ich nun natürlich wissen möchte, ob ich diese Verbindungen auch in die andere Richtung entdecken kann. Die Fakten Zwischen Du und Ich Mirna Funk dtv Verlag 304 Seiten Erschienen am 19.02.2021 Hardcover mit Lesebändchen ISBN: 978-3-423-28267-3 Website von Mirna Funk PS: Herzlichen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar. Buch kaufen bei genialokal.de (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Like it? Pin it! Magst du diesen Buchtipp für Erwachsene? Dann freue ich mich sehr, wenn du dir den Pin dazu auf Pinterest merkst und so andere darauf aufmerksam machst. * Bei Links mit * handelt es sich um Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Geordnete Verhältnisse
Lana Lux führt uns mit ihrem neuen Roman "Geordnete Verhältnisse" in die Abgründe einer toxischen Beziehung und das bis zum bitteren Ende. Dem Strudel der Beziehung zwischen Faina und Philipp können wir uns nicht entziehen. Und so auch nicht dem Sog dieses Buchs. Die Handlung beginnt, als Philipp 10 Jahre alt wird. Er hat es nicht einfach, seine Mutter ist alkoholabhängig und er wächst teilweise bei seiner Tante Martha auf. Mit seinen roten Haaren, seinen Wutanfällen und Aggressionen sowie seiner lange in die Kindheit andauernden Inkontinenz ist er ein Aussenseiter. Er wünscht sich nichts mehr als einen besten Freund. "Alle lachten über mich, und ich tat so, als würde mich das nicht jucken und als würde ich sie nicht alle töten wollen." / S. 18 Und dieser bester Freund taucht in Form von Faina auf, die mit ihren jüdischen Eltern aus der Ukraine geflohen ist und nun in Philipps Klasse kommt. Zufällig hat sie genauso rote Haare wie Philipp. Als fremdsprachiges Kind ist sie so zuerst einmal genauso eine Aussenseiterin und froh um Philipps Gesellschaft. Schnell werden sie zum untrennbaren Duo. Allerdings zeichnet sich schon in dieser Zeit ab, dass die Beziehung eine toxische ist. Denn Philipp möchte Faina schon da exklusiv für sich, kontrolliert und belehrt sie. Weshalb sie das genau über sich ergehen lässt, wird nicht ganz klar. In ihrer Jugend versuchen sie es dann auch einmal mit einer romantischen Beziehung, doch Philipp ist asexuell, ekelt sich förmlich vor körperlicher Nähe und dem Austausch von Körperflüssigkeiten. Entsprechend schnell wechseln sie zurück zur bewährten, wenn auch sehr innigen und sehr exklusiven Freundschaft. Der unausweichliche Strudel einer toxischen Beziehung In ihrer Studienzeit leben die beiden gemeinsam in einer WG und Philipp könnte glücklicher nicht sein. Philipp hat ausreichend Geld, wobei nicht ganz klar ist, ob es geerbt ist oder selberverdient mit Trading. Doch Philipp eines Tages tut Philipp in Fainas Abwesenheit etwas Schlimmes, wobei er es in seiner verzerrten Wahrnehmung für eine gute Tat hält: "Es war im Sommer 2009. Zwei Jahre nach dem Abi. Ich war plötzlich reich und Faina war endlich Single und das Leben schien gut zu sein, bis sie alles zerstörte." / S. 27 Faina zieht aus, zuerst nach Berlin und später mit Hilfe eines Stipendiums ein Jahr nach Israel. Dort lebt sie ihre Bisexualität richtig aus. Allerdings mit der Folge, dass sie schwanger wird, das Studium abbricht und mit einem Haufen Schulden nach Deutschland und schliesslich zu Philipp zurückkehrt. Denn der sieht seine Chance gekommen, Faina nun für immer an sich zu binden. Indem Faina finanziell von ihm abhängig ist, er die Vaterschaft für das ungeborene Kind anerkennt etc. spinnt er die Fäden um Faina immer enger. Lana Lux erzählt uns die Geschichte sehr geschickt in wechselnden Ich-Perspektiven und in wechselnden Episoden, spult mal vor und mal zurück, steuert dabei aber unumkehrbar auf den grossen Knall am Ende zu. Dass Philipp ein richtig fieser Typ ist und Faina schon in ihrer Kindheit und Jugend manipuliert, spüren wir schnell. Doch Lana Lux stellt es sehr geschickt an, dass wir ihn nicht nur hassen, sondern auch ein kleines bisschen Mitleid haben. Und auch Faina ist trotz ihres schweren Rucksacks einer Flucht, eines herrschsüchtigen Vaters und einer kontrollierenden Mutter kein typisches Opfer. In der Schule glänzte sie mit Bestnoten und von ihren Eltern emanzipierte sie sich so gut es ging und versuchte, ein finanziell unabhängiges und selbstbestimmtes Leben zu führen. Weshalb Faina Philipp überhaupt so nett findet und sich in ihrer Not nicht an andere Freund*innen wendet, die sich durchaus hat, war für mich nicht ganz schlüssig. Anderseits konnte ich sehr gut nachvollziehen, dass sie als sie erstmal in dieser Abhängigkeit zu Philipp stand, sich eben auch nicht mehr so einfach daraus lösen konnte und als Involvierte seine Manipulation auch lange nicht durchschaute oder immer wieder verdrängte. "Aber auf der anderen Seite hasse ich alles. Ich hasse sein Geld und auch seine Fürsorge, seinen Putzwahn, sein Kochen und Füttern. Seine Abläufe. Ich hasse das alles. Und am meisten hasse ich mich selbst, denn ich bin wie eine fette Hauskatze, verwöhnt und vollkommen abhängig." / S. 190 Etwas zu viel des Guten könnten für einige Leser*innen die weiteren Themen sein, die eingeflochten werden, etwa Fainas bipolare Störung oder ihren Job als Sexarbeiterin und Philipps rechtsradikalen Tendenzen und sein Hang zu Verschwörungstheorien. Das passt zwar durchaus zusammen, drängt aber gerade Philipps Figur etwas zu klar in eine Ecke und wirkt daher etwas sehr konstruiert. Die Sprache ist relativ einfach, was ich aber für die beiden Erzähler*innen auch authentisch fand, erleben wir ja quasi direkt ihre Gedankengänge mit. Schade ist, dass es auch zwei, drei inhaltliche Fehler gibt, die spätestens im Lektorat hätten auffallen müssen. Fazit Lana Lux' Roman "Geordnete Verhältnisse" von Lana Lux ist insgesamt eine sehr fein gestrickte Geschichte einer toxischen Beziehung - und das trotz vorübergehender Zimmerpflanzenidylle. Vielleicht gerade deswegen. Wie Faina wähnen wir uns immer wieder in falscher Sicherheit, wollen an das Gute im Menschen glauben. Doch in Philipp werden wir das nicht finden. "Ich suchte Drama. Das hat Philipp mir häufig vorgeworfen, das mit dem Drama. Nur dass die Beziehung zu ihm das größte Drama meines Lebens ist." / S. 237 Für mehr müsst ihr diesen soghaften Roman selber lesen. Trotz kleinerer Kritikpunkte kann ich euch die Lektüre sehr empfehlen. Die Geschichte nimmt auf jeden Fall sehr mit und hallt lange nach - nicht zuletzt, weil der Roman immer wieder von der Realität überholt wird. Die Fakten Geordnete Verhältnisse Lana Lux Hanser Berlin 288 Seiten Erschienen am 18.02.2024 Hardcover ISBN: 978-3-446-27955-1 Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Lana Lux auf Instagram PS: Herzlichen Dank an Hanser Berlin und Netgalley für das digitale Rezensionsexemplar. Die Seitenzahlen beruhen auf dem E-Book und können von der Printversion abweichen. Weitere Romane mit toxischen Beziehungen Prima facie - Suzie Miller (Kjona Verlag 2024) Cleopatra und Frankenstein - Coco Mellors (Eichborn 2023) Morgen, morgen und wieder morgen - Gabrielle Zevin (Eichborn 2023) Second-Class Citizen - Buchi Emecheta (Blumenbar 2023) Die Farbe Lila - Alice Walker (Ecco Verlag 2021) Zwischen Du und Ich - Mirna Funk (dtv Verlag 2021) * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch oder Hörbuch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Kinderbücher zum Black History Month
Februar ist Black History Month. Mit diesen vier Kinderbüchern könnt ihr euren Kindern Schwarze Geschichte(n) näherbringen. Vom Pappbilderbuch, übers poetische Bilderbuch, bis zum Sachbilderbuch ist alles dabei. Irgendetwas, irgendwann - Amanda Gorman, Christian Robinson Die meisten der Bücher gibt es bisher leider erst auf Englisch. Deshalb stelle ich euch zuerst "Something, Someday" von Amanda Gorman und Christian Robinson vor. Denn das gibt es in der Übersetzung von Marion Kraft und Daniela Seel als "Irgendetwas, irgendwann" auch auf Deutsch. Mit ihrem poetischen Text begleitet Amanda Gorman einen kleinen Schwarzen Jungen durch seine Nachbarschaft. So einiges stimmt hier nicht, ist chaotisch, kaputt oder wird einfach vernachlässigt. Aber der Junge glaubt daran, dass eine Veränderung möglich ist und macht sich ans Werk, etwas Schönes zu schaffen. Und dieses Schöne wirkt ansteckend, verbindet die Menschen und plötzlich wird möglich, was niemand ihm zugetraut hatte. Ein empowerndes Bilderbuch, das kleinen Kindern ab 4 Jahren verdeutlicht, dass niemand zu klein ist, eine Veränderung in Gang zu setzen. Christian Robinson hat den Text im Retrostil mit gedeckten Farben und abstrakten Illustrationen umgesetzt. Sie erinnern an den Collagenstil von Klassikern wie Ezra Jack Keats ("Ein Tag im Schnee" und "Peter lernt pfeifen" habe ich besprochen). Die abgebildeten Menschen sind divers bezüglich Hauttönen, ethnischer Zugehörigkeit, Alter und körperlicher Fähigkeiten. Irgendetwas, irgendwann - Amanda Gorman (Text), Christian Robinson (Illustration), Marion Kraft und Daniela Seel (Übersetzung), Hoffmann und Campe, 2023, 40 Seiten, ISBN: 978-3-455-01697-0, ab 4 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)*, Buch kaufen bei Thalia (DE)*, Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)*, Buch kaufen bei Buchhaus (CH)*, Buch kaufen bei Thalia (AT)* Something, Someday - Amanda Gorman (text), Christian Robinson (illustrations), Penguin Random House, 2023, 40 pages, ISBN: 978-0-593-20325-5, ages 4-8 Buch kaufen bei genialokal (DE)*, Buch kaufen bei Thalia (DE)*, Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)*, Buch kaufen bei Buchhaus (CH)*, Buch kaufen bei Thalia (AT)* Lust auf mehr von Amanda Gorman? Dann schaut euch diesen Blogbeitrag an! Unstoppable - How Bayard Rustin Organized the 1963 March on Washington - Michael G. Long, Bea Jackson Ein Kinderbuch, das sich explizit der Black History bzw. dem Civil Rights Movement in den USA annimmt, ist "Unstoppable" von Michael G. Long und Bea Jackson. Im Stile einer Biografie für Kinder erzählt Michael G. Long vom Leben und Wirken von Bayard Rustin. Rustin war nicht nur ein Freund von Martin Luther King Jr., der sich von klein auf gegen Diskriminierung einsetzte, sondern war auch Hauptorganisator des "March on Washington", also der grössten Demonstration der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, an der Martin Luther King Jr. seine legendäre Rede "I Have a Dream" hielt. Das Sachbilderbuch ist insofern intersektional, als dass auch Rustins Homosexualität thematisiert wird, wodurch er doppelt marginalisiert war und so fast von seinem Aktivismus für die Rechte von Schwarzen abgehalten worden wäre. Michael G. Long fokussiert im Kinderbuch besonders auf den gewaltfreien Protest, über den er seit Jahren forscht und schreibt. Bea Jackson hat das Bilderbuch grossartig illustriert. Die Bilder muten wie eine Mischung aus Fotos und Gemälden an und versprühen den Charme von 60er- oder 70er-Jahr-Filmen. Unstoppable - How Bayard Rustin Organized the 1963 March on Washington - Michael G. Long (text), Bea Jackson (illustrations), little bee books, 2023, 40 pages, ISBN: 978-1-4998-1206-0, ages 6-9 Buch kaufen bei genialokal (DE)*, Buch kaufen bei Thalia (DE)*, Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)*, Buch kaufen bei Buchhaus (CH)*, Buch kaufen bei Thalia (AT)* Michael G. Long hat auch ein Sachbuch für Erwachsene über Bayard Rustin und seine zentrale Rolle für den friedlichen Protest und die Bürgerrechtsbewegung geschrieben. The ABCs of Black History - Rio Cortez, Lauren Semmer Der Schwarzen Geschichte von A bis Z widmet sich "The ABCs of Black History" von Rio Cortez und Lauren Semmer. Dabei sind nicht nur die Illustrationen sehr farbenfroh, sondern auch der Text ist mitreissend formuliert und kommt durchgehend in Reimform daher. Das Buch zeigt die ganze Vielfalt Schwarzen Lebens, nicht nur in den USA, sondern weltweit. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Schwarzen Held*innen aller Bereiche - nicht nur zentrale Figuren des Schwarzen Aktivismus gegen Sklaverei, Segregation und rassistische Diskriminierung, sondern auch Persönlichkeiten aus Kunst, Literatur, Musik, Wissenschaft und mehr werden hier gefeiert. Auf viele Namen wird nicht näher eingegangen, aber sie bieten viel Inspiration, um weitere Schwarze Menschen und ihr Wirken zu entdecken. Am Ende des Buches, werden wichtige Begriffe zu jedem Buchstaben nochmals detaillierter erklärt und mit wichtigen Zahlen und Fakten ergänzt. The ABCs of Black History - Rio Cortez (text), Lauren Semmer (illustrations), workman (Hachette Group), 2020, 64 pages, ISBN: 978-1-5235-0749-8, ages 5+ Buch kaufen bei genialokal (DE)*, Buch kaufen bei Thalia (DE)*, Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)*, Buch kaufen bei Buchhaus (CH)*, Buch kaufen bei Thalia (AT)* Lauren Semmer hat auch ein Buch über eine wichtige Schwarze Persönlichkeit illustriert - Kamala Harris! Who Was Martin Luther King, Jr.? - A Who Was? Board Book - Lisbeth Kaiser, Stanley Chow Und zu guter Letzt noch ein Pappbilderbuch für die Kleinsten. "Who Was Martin Luther King, Jr.?" erzählt in ganz einfachen Worten, wie aus dem kleinen Schwarzen Jungen Martin, der grosse Martin Luther King Jr. wurde. So können sich schon jüngere Kinder ab ca. 3 Jahren dieser wichtigen Persönlichkeit der US-amerikanischen und insbesondere der Schwarzen Geschichte annähern. Über das für Kinder gut nachvollziehbare Konzept von "Fairness" werden sie an Themen wie Diskriminierung, Rassismus und Freiheit herangeführt. Who Was Martin Luther King, Jr.? - Lisbeth Kaiser, Stanley Chow (illustrations), Rise (Penguin Random House), 2020, 26 pages, ISBN: 978-0-593-22273-7, ages 2-4 Buch kaufen bei genialokal (DE)*, Buch kaufen bei Thalia (DE)*, Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)*, Buch kaufen bei Buchhaus (CH)*, Buch kaufen bei Thalia (AT)* * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. 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- Nicky und Vera - Ein stiller Held des Holocaust und die Kinder, die er rettete
Peter Sís erzählt in seinem Bilderbuch "Nicky und Vera" die wahre Geschichte eines Mannes, der 669 jüdische Kinder vor den Nationalsozialisten gerettet hat. Ein eindrückliches Kinderbuch gegen das Vergessen. Nie wieder ist jetzt! Und ich hoffe, dass Bücher wie "Nicky und Vera" nicht nur etwas gegen das Vergessen des Holocaust beitragen, sondern ins Heute hineinwirken, so dass sich diese grauenvolle Geschichte nie mehr wiederholt. Peter Sís, ein tschechischer Illustrator, der seit den 1980er-Jahren in den USA lebt, hatte als Kind der Nachkriegszeit immer wieder Geschichten über Überlebende des Holocaust gehört. Doch von Nicholas Winton hörte er erstmals, als er mit seinem Sohn nach Prag reiste und zufällig eine Feier zum 100. Geburtstag des "Winton-Zugs" beobachtete. Mit dem Zug in die Freiheit Die Geschichte von Nicholas alias Nicky Winton verknüpft Peter Sís in seinem Bilderbuch mit der Geschichte von Vera. Als Nicky 1938 aus England zu einem Freund nach Prag reiste, war sie gerade zehn Jahre alt und lebte mit ihrer Familie und ganz vielen Katzen in der Nähe von Prag. Sie waren Juden, sprachen Tschechisch und die Eltern auch Deutsch. Im Oktober marschierten die Nationalsozialisten ins Sudetenland, also in die Grenzregion der Tschechoslowakei, ein. Viele Jüdinnen und Juden flohen vor den Nazis. Veras Mutter füllte den Keller mit zusätzlichen Lebensmitteln und Kleidern. Und dann erfuhr sie von einem Mann, der jüdischen Kindern nach England half. Das war Nicky. Als Nicky 1938 in Prag war, begriff er, dass der Krieg bald ausbrechen würde und dass er so vielen jüdischen Kindern wie möglich aus dem Land helfen musste. England nahm Flüchtlinge unter 17 Jahren auf, wenn sie in England eine Pflegefamilie fanden. Mit einigen anderen Menschen legte Nicky Listen mit jüdischen Kindern an, kümmerte sich um Pflegefamilien, besorgte die Papiere und organisierte die Ausreise der Kinder mit dem Zug nach England. Veras Eltern entschieden, ihre Tochter mit einem solchen Zug mitzuschicken und 1939 kam sie zusammen mit 67 anderen Kindern in London an. In insgesamt acht Zügen verliessen im Sommer 1939 noch vor dem Krieg 669 Kinder Prag und kamen wohlbehalten in London an. Veras Cousins waren leider im neunten Zug, der nie mehr aus Prag abreisen sollte. Ein Leben ausserhalb des Rampenlichts Nicky reiste nach England zurück, als der Krieg ausbrach und war im Krieg Krankenwagenfahrer. Seine Rettungsaktion behielt er nach dem Krieg Jahrzehnte für sich, bis eines Tages seine Frau die alten Unterlagen entdeckte. In der Folge trat er sogar einmal im Fernsehen auf. Zu der Sendung wurden auch zahlreiche der geretteten Kinder, mittlerweile natürlich längst erwachsen, eingeladen, um Nicky zu überraschen. "Ich war kein Held, sagte Nicky. Ich war nicht in Gefahr wie echte Helden. Ich habe nur gesehen, was getan werden musste." Peter Sís erzählt sehr geschickt abwechselnd von Nicky und Vera. So bringt er ihre beiden Geschichten und den Punkt, an dem sie sich getroffen haben, zusammen und gibt nicht nur dem "Helfer" Platz, sondern auch der Überlebenden und allen Opfern des Nationalsozialismus, die nicht das Glück hatten, in einem der acht Züge zu sitzen. Die Bilder sind sehr künstlerisch in gedeckten Farben gehalten. Die Episoden um Vera eher in Brauntönen, diejenigen um Nicky in Blau. Viele Bilder wirken wie alte Fotos oder Landkarten. Aquarellierte Flächen ergänzen sich mit ganz fein strukturierten (mal gepunkteten, mal wie von einem Gewebe durchzogenen) Flächen. Oft beinhalten Körper oder Gegenstände in Miniaturbildern ihre eigene Vergangenheit, so dass wir bei genauem Betrachten sehr viel über die Personen erfahren und uns Episoden aus ihrem Leben selber ausmalen können. Ich würde das Bilderbuch ab 6 oder 7 Jahren empfehlen. Einerseits wegen der künstlerischen Umsetzung, andererseits wegen der Komplexität der Erzählung und der Inhalte und auch wegen allem, was nicht erzählt wird, was ein gewisses Vorwissen oder ergänzende Erklärungen durch die Vorlesenden erfordert. Eine äusserst berührende Geschichte, die lange nachhallt. Übrigens: Auf der Website des Verlags findet sich auch Unterrichtsmaterial für die 1.-4. Klasse sowie die 5.-13. Klasse. Fazit Peter Sís bietet mit "Nicky und Vera" nicht nur ein Buch gegen das Vergessen, sondern animiert uns auch dazu, darüber nachzudenken, ob wir tun würden, was Nicky getan hat. Es ist klar: Das darf gar nie wieder notwendig werden. Und deshalb gilt es, neben leisen Heldengeschichten eben auch immer wieder die Geschichten von Überlebenden und Opfern wie Vera zu erzählen. Die Fakten Nicky und Vera Ein stiller Held des Holocaust und die Kinder, die er rettete Peter Sís (Text + Illustration) Brigitte Jakobeit (Übersetzung aus dem Englischen) Gerstenberg Verlag 64 Seiten Erschienen am 31.01.2022 Hardcover ISBN: 978-3-8369-6151-6 Ab 6-7 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* PS: Herzlichen Dank an den Gerstenberg Verlag für das Rezensionsexemplar. Weitere Kinder- und Jugendbücher rund um den Holocaust und das Judentum Fenster in der Nacht - Geschichten der Hoffnung - Neil Shusterman, Andrés Vera Martínez (Loewe Graphix 2024) Über die Grenze - Maja Lunde, Regina Kehn (Urachhaus 2021) Zwei von jedem - Rose Lagercrantz, Rebecka Lagercrantz (Moritz Verlag 2021) Und doch sind alle Äpfel rund... - Christine Hubka, Agi Ofner (Tyrolia Verlag 2021) Hannah Arendt. Little People, Big Dreams - María Isabel Sánchez Vegara, Sophie Martineck (Insel Verlag 2020) Wem gehört der Schnee? Eine Ringparabel - Antonie Schneider, Pei-Yu Chang (NordSüd Verlag 2019) Anne Frank. Kleine Bibliothek grosser Persönlichkeiten - Isabel Thomas, Paola Escobar (Laurence King 2019) Anne Frank. Little People, Big Dreams - María Isabel Sánchez Vegara, Sveta Dorosheva (Insel Verlag 2019) * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. Am Buchpreis ändert sich für dich nichts. Du hilfst mir aber so, den Blog ein kleines Bisschen zu refinanzieren. Vielen Dank!
- Tschüss Uroma - Eine Geschichte über Familie, das Abschiednehmen und den Tod
Seid ihr auf der Suche nach einem Buch übers Abschiednehmen und Trauern, das auch noch divers ist? Dann kann ich euch das #ownvoices Buch "Tschüss Uroma" von Josephine Apraku und Anna Meidert empfehlen. Yao ist Teil einer vielfältigen und weitverzweigten Familie. Nun ist ihre Uroma Grace in London gestorben. Ursprünglich kommt Uroma Grace aber aus Ghana und deshalb soll nun in ihren beiden Heimaten von ihr Abschied genommen werden. Zweimal Abschied feiern Yao reist mit ihrer Mama, ihrem Papa, Oma Maria, zwei Opas und zwei Tanten nach London, wo die erste "traurige Party" für Uroma Grace stattfindet. Ihr dickes Dinobuch und ihr Kuscheltiereinhorn dürfen auch mit. In London kommen sie bei einer weiteren Tante, Aunty Abena unter. Ganz schön eng, aber auch kuschelig! In der Kirche feiern sie fast vier Stunden lang Abschied von Uroma Grace, die in einem Sarg liegt. Dieser Sarg reist dann mit der ganzen Familie weiter nach Accra, in Ghana, für die zweite "Beerdigung". In Ghana treffen sie auf weitere Verwandte. Natürlich trauern sie viel, aber sie gehen auch gemeinsam auf den Markt, essen Jollof Rice oder Redred mit Plantain. Für die Beerdigung kleiden sich alle in Rot und Schwarz. Den letzten Tag geniessen sie dann gemeinsam am Strand, bevor sie alle gemeinsam zum Flughafen fahren, um sich wieder in alle Richtungen zu zerstreuen, nach Grossbritannien, in die USA und nach Deutschland. Neben der Geschichte über den Tod und das Abschiednehmen in unterschiedlichen Kulturen erzählt Josephine Apraku in ihrem Bilderbuch "Tschüss Uroma" auch eine Geschichte über eine diverse Familie mit vielen Schwarzen Familienmitgliedern aus unterschiedlichen afrikanischen Ländern wie Ghana oder Nigeria, die über die ganze Welt zerstreut leben. Wie nebenbei wird so auch thematisiert, dass sich die Familie nicht so oft sehen kann und auch das Reisen nicht für alle so problemlos möglich ist wie für die Familienmitglieder mit deutschem Pass. Besonders gefällt mir auch, wie gut aufgehoben Yao in ihrer Familie und weiteren Verwandtschaft ist, wie Bücher und das Vorlesen eine grosse Rolle spielen und alle sich Zeit nehmen, um Yaos Fragen rund um den Tod und das Abschiednehmen zu beantworten. Yao wird klischeefrei dargestellt, indem sie sich gleichzeitig für Dinos interessiert, aber auch Einhörner und Meerjungfrauen-Badeanzüge mag. Illustriert hat das Bilderbuch die deutsch-nigerianische Illustratorin Anna Meidert. Die Illustrationen sind eher einfach gehalten, mit grossen, unstrukturierten Flächen. Witzig sind die Perspektiven und die übertrieben stark verzerrten Formen (z.B. überlange Beine oder Arme). Neben den unterschiedlichsten Hauttönen, Haarstrukturen und Frisuren gibt es z.B. auch eine Person mit Vitiligo und Menschen aller Generationen. Toll finde ich natürlich auch, wie viel Platz Bücher einnehmen, ob jetzt explizit oder einfach ganz unauffällig im Bild. Schliesslich ist das endlich mal ein Kinderbuch mit vielen Schwarzen Menschen ohne übertrieben viele nackte Füsse - ausser im Bett und am Strand. ;-) Das und der Fakt, dass hier einzelne Länder und Städte Afrikas genannt werden und es eben nicht einfach "Afrika" ist, ist bestimmt dem Umstand zu verdanken, dass es ein #ownvoices Buch ist. Der Text ist relativ ausführlich, so dass wir das Buch in zwei Etappen vorgelesen haben. Ältere Kinder schaffen wohl das ganze Buch in einem Rutsch. Fazit "Tschüss Uroma" von Josephine Apraku und Anna Meidert ist eine Geschichte über das Abschiednehmen und den Tod, die sich anfühlt, wie eine warme Umarmung. Die Trauer wird zugelassen, aber genauso werden auch die Freude und das gemeinsame Erinnern zelebriert. Ein wunderbar diverses Bilderbuch mit neuen Einblicken in den Umgang mit dem Tod in unterschiedlichen Gesellschaften. Die Fakten Tschüss Uroma Eine Geschichte über Familie, das Abschiednehmen und den Tod Josephine Apraku (Text) Anna Meidert bli bla blub Verlag 48 Seiten Veröffentlicht am 28.11.2023 ISBN: 978-3-910482-01-2 Ab 4 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch kaufen bei Thalia (DE)* Buch kaufen bei Orell Füssli (CH)* Buch kaufen bei Buchhaus (CH)* Buch kaufen bei Thalia (AT)* Josephine Apraku auf Instagram PS: Herzlichen Dank an den bli bla blub Verlag für das Rezensionsexemplar. Weitere Kinderbücher und Jugendbücher von Schwarzen Autor*innen/Illustrator*innen Nicht nur, aber besonders im #blackhistorymonth Februar möchte ich Schwarzen Autor*innen und Illustrator*innen eine Plattform bieten und euch ihre vielfältigen Geschichten und auch Sachbücher empfehlen. Schaut doch auch in folgende Beiträge: Odo und der Beginn einer grossen Reise - Dayan Kodua, Robby Krüger (Gratitude Verlag 2021) Sulwe - Lupita Nyong'o, Vashti Harrison (Mentor Verlag 2021) Kami & Mika - Die phantastische Reise nach Wolkenhain - Regina Feldmann, Ayşe Klinge (Sauerländer 2023) Die Farbe der Haut mit allen Sinnen - Joceline Altevogt, Justine Canga, Thomas Delaroziere (Nalingi 2021) Change - Amanda Gorman, Loren Long (Hoffmann & Campe 2021) Akissi 4 - Die Königin der Nervensägen - Marguerite Abouet, Mathieu Sapin (Reprodukt 2022) Amanda Gorman. Little People, Big Dreams - María Isabel Sánchez Vegara, Queenbe Monyei, Insel Verlag (2022) Kamala Harris. Little People, Big Dreams - María Isabel Sánchez Vegara, Lauren Semmer, Insel Verlag (2022) The Youngest Marcher - Cynthia Levinson, Vanessa Brantley Newton, Atheneum Books (Simon & Schuster 2017) Harriet Tubman. Fluchthelferin bei der Underground Railroad. Aus der Sklaverei in die Freiheit - Ann Petry (Nagel & Kimche 2022) Steck mal in meiner Haut! Antirassismus, Aufklärung und Empowerment - Saskia Hödl, Pia Amofa-Antwi und Emily Claire Völker (EMF Verlag 2022) Rassismus geht uns alle an - Josephine Apraku, Jule Bönkost, Meikey To (Carlsen 2022) Das Buch vom Antirassismus. 20 Lektionen, um Rassismus zu verstehen und zu bekämpfen - Tiffany Jewell, Aurélia Durand (Zuckersüss Verlag 2020) Weitere Kinderbücher über Sterben, Tod und Verlust Ein Garten für uns - Zoë Tucker, Julianna Swaney (NordSüd 2022) Die Farbe von Zitronen. Eine Geschichte über Abschied und Erinnerung - Kenesha Sneed (Prestel junior 2021) Füchslein in der Kiste - Anje Damm (Moritz Verlag 2020) und 5 weitere Bilderbücher rund um Tod und Sterben Ein eiskalter Fisch - Frauke Angel, Elisabeth Kihßl (Tyrolia 2020) * Links mit * sind Affiliate-Links / Werbelinks. Wenn du das Buch über diesen Link kaufst, bekomme ich vom jeweiligen Shop eine kleine Provision. 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- Ein Garten für uns
Der Frühling lädt ein, den Garten wieder zum Leben zu erwecken. Das tun auch das Mädchen und seine drei älteren Freundinnen im Bilderbuch "Ein Garten für uns" von Zoë Tucker und Julianna Swaney. Sie sähen unterschiedlichste Blumen und ganz viel Gemüse an. Zoë Tucker zelebriert mit ihrem Text das Aussäen richtiggehend. Und auch die Damenrunde zelebriert das Warten auf die ersten Sprossen im Garten - stilecht mit einer Tasse Tee. Langsam geht der Frühling in den Sommer über und die Pflanzen gedeihen prächtig, schlängeln sich Rankhilfen entlang in Richtung Sonne, saugen alle Regentropfen auf, blühen in den schönsten Farben und verströmen die intensivsten Düfte. Die Ich-Erzählerin und die älteren Frauen geniessen die warme Jahreszeit in vollen Zügen und mit den kürzer werdenden Tagen ernten sie, was in ihrem Garten gewachsen ist. Gemeinsam mit Familie und Freund:innen geniessen sie köstliche Speisen und erzählen sich Geschichten. Der Herbst des Lebens Mit Beginn des Winters muss das Mädchen nicht nur von den warmen Temperaturen und den intensiven Farben Abschied nehmen, sondern auch von einer der älteren Frauen. Was dem Mädchen bleibt, sind ganz viele Samen und wunderschöne Erinnerungen an die gemeinsame Zeit. Und wer weiss, vielleicht gibt es ja doch eine Art Wiedersehen im nächsten Frühling? Zoë Tucker stellt mit ihrer Geschichte eine Analogie her zwischen dem Verlauf der Jahreszeiten und dem Lauf des Lebens. Beides beginnt mit einem Samen, wächst und gedeiht, wird dann schwächer und ruhiger und geht eines Tages zu Ende. Aber es bleiben Erinnerungen und vielleicht eine Form der Verbundenheit über den Tod hinaus. Und es entsteht immer wieder neues Leben, sei es nun in Form von Menschen, Pflanzen oder drei jungen Kätzchen. Julianna Swaney hat die berührende Geschichte in warmen Farbtönen illustriert. Besonders schön sind die Seiten voller Blumen und Gemüse, voller Leben und Geschäftigkeit. Aber auch die ruhigeren Szenen hat sie ganz sanft eingefangen. Schön ist auch, dass sie den illustratorischen Bogen vom Vorsatz mit Samentüten bis zum Nachsatz mit den dazugehörigen Pflanzen schlägt. Durch unterschiedliche Altersstufen, Haarfarben und Hauttöne weist das Buch auch eine gewisse Diversität auf. Fazit Zoë Tucker erzählt in "Ein Garten für uns" entlang des Jahresverlaufs eine berührende Geschichte vom Werden und Vergehen und einer generationenübergreifenden Freundschaft. Julianna Swaney hat das Bilderbuch in warmen Farben und mit vielen liebevollen Details illustriert. Ein Bilderbuch für alle Jahreszeiten für Kinder ab 4 Jahren. Die Fakten Ein Garten für uns Zoë Tucker (Text) Julianna Swaney (Illustration) Anna Schaub (Übersetzung aus dem Englischen) NordSüd Verlag 32 Seiten Erschienen am 16.03.2022 Hardcover ISBN: 978-3-314-10589-0 Ab 4 Jahren Buch kaufen bei genialokal (DE)* Buch bei Thalia kaufen (DE)* Buch bei Orell Füssli kaufen (CH)* Buch bei Buchhaus kaufen (CH)* Buch bei Thalia kaufen (AT)* Website von Zoë Tucker Zoë Tucker auf Instagram Website von Julianna Swaney Julianna Swaney auf Instagram PS: Herzlichen Dank an den NordSüd Verlag für das Rezensionsexemplar. Mehr von Zoë Tucker und Julianna Swaney bei mint & malve Ada und die Zahlen-Knack-Maschine - Zoë Tucker, Rachel Katstaller (NordSüd Verlag 2019) Das alles ist Familie - Michael Engler, Julianna Swaney (arsEdition 2021) Mehr rund um Tod, Sterben und Trauer bei mint & malve Tschüss Uroma - Eine Geschichte über Familie, das Abschiednehmen und den Tod - Josephine Apraku, Anna Meidert (Bliblablub Verlag 2023) Die Farbe von Zitronen. Eine Geschichte über Abschied und Erinnerung - Kenesha Sneed (Prestel junior 2021) Füchslein in der Kiste - Anje Damm (Moritz Verlag 2020) und 5 weitere Bilderbücher rund um Tod und Sterben Ein eiskalter Fisch - Frauke Angel, Elisabeth Kihßl (Tyrolia 2020)